Wahlbeteiligung:Hohe Wahlbeteiligung: Für wen die einstigen Nichtwähler gestimmt haben

Landtagswahl Sachsen-Anhalt

In allen drei Bundesländern haben so viele Wähler ihre Stimme abgegeben wie schon lange nicht mehr.

(Foto: dpa)

Bei den Landtagswahlen gaben so viele Bürger ihre Stimme ab wie seit den Neunzigern nicht mehr. Liegt das nur an der AfD?

Von Paul Munzinger

Es ist ein triumphaler Abend für die Alternative für Deutschland: Aus dem Stand erreichte die Partei am Super-Wahl-Sonntag überall zweistellige Ergebnisse: 15 Prozent in Baden-Württemberg, 12,6 Prozent in Rheinland-Pfalz (beide vorläufiges amtliches Endergebnis) und 24,2 Prozent (Hochrechnung, ZDF, 21:47 Uhr) in Sachsen-Anhalt - das wäre das beste Ergebnis, mit dem je eine Partei in der Geschichte der Bundesrepublik aus dem Stand in ein Parlament eingezogen ist.

Die AfD hat für diesen Erfolg eine einfache Erklärung. "Wie haben die Bürger zurück an die Wahlurnen gebracht", sagte Parteichefin Frauke Petry am Abend.

Tatsächlich gehört zu den vielen historischen Ergebnissen dieses Wahltages auch eine nahezu historisch hohe Wahlbeteiligung. In Sachsen-Anhalt gaben 61,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab - zehn Prozentpunkte mehr als 2011 und so viele wie seit 1998 nicht mehr. Ein ähnliches Bild in Rheinland-Pfalz: Die Wahlbeteiligung lag über 70 Prozent, knapp neun Prozentpunkte mehr als 2011, der höchste Wert seit 20 Jahren. In Baden-Württemberg (70,4 Prozent) ist der Anstieg mit etwa vier Prozentpunkte nicht ganz so deutlich, doch auch hier ist es die höchste Wahlbeteiligung seit 1992.

Viele AfD-Wähler haben zuvor nicht gewählt

Stimmt die Gleichung der AfD also - sind Wahlbeteiligung und AfD-Zustimmung im Gleichschritt gestiegen? Richtig ist: Keine Partei hat, das geht aus den vorläufigen Zahlen zur Wählerwanderung hervor, so viele Nichtwähler mobilisieren können wie die AfD. Allein in Sachsen-Anhalt gewann die AfD die Stimmen von mehr als 100 000 einstigen Nichtwählern - bei insgesamt etwa 1,9 Millionen Wahlberechtigten (Quelle: Infratest Dimap für die ARD). Der Anteil einstiger Nichtwählern unter den AfD-Wählern in Sachsen-Anhalt liegt bei mehr als 40 Prozent, in Rheinland-Pfalz bei knapp einem Drittel und in Baden-Württemberg bei 28 Prozent.

Richtig ist aber auch: Nahezu alle Parteien konnten von der Mobilisierung profitieren. In Baden-Württemberg entschieden sich viele einstige Nichtwähler für die Grünen, in Rheinland-Pfalz ist die Zahl ehemaliger Nichtwähler, die SPD und CDU wählten, fast ebenso hoch wie bei der AfD. In Sachsen-Anhalt gewann auch die CDU viele Stimmen.

Peter Tauber, Generalsekretär der Partei, wollte die insgesamt hohe Wahlbeteiligung deshalb auch nicht auf eine einzelne Partei zurückführen. Er sprach allgemein von einer "Politisierung" der Gesellschaft.

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