Neuer Chef der NRW-FDP erhält fast 100 Prozent:Liberale bescheren Lindner Traumergebnis

Eine Woche vor der Wahl an Rhein und Ruhr wählt die nordrhein-westfälische FDP Christian Lindner mit einem grandiosen Ergebnis zum Landesvorsitzenden. Weniger rosig sieht es derzeit an der Bundesspitze aus: Neue Putschgerüchte ranken sich um FDP-Chef Philipp Rösler.

Er gilt als größtes liberales Polit-Talent, war gefallen als Generalsekretär, jüngst vollzog er seine politische Wiederauferstehung - und nun geht es voran: Nun feiert Christian Lindner einen weiteren Etappensieg auf dem dem Weg nach oben in der arg ramponierten Regierungspartei FDP: Eine Woche vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen ist er zum neuen Landeschef seiner Partei gewählt worden.

Die Delegierten des Landesparteitags in Gütersloh bescherten ihm am Sonntag mit knapp 98 Prozent der Stimmen ein grandioses Ergebnis. 367 der 375 Delegierten stimmten für Lindner, drei gegen ihn, fünf enthielten sich. Lindner übernimmt die Spitze der Landespartei von Gesundheitsminister Daniel Bahr, der nach Lindners Bereitschaft zur Spitzenkandidatur bei der Landtagswahle freiwillig seinen Posten überlassen hat.

Erst vor knapp einem Monat wurde Lindner mit 99,8 Prozent zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 13. Mai gewählt. Lindner hat der FDP im NRW-Wahlkampf neuen Schwung verliehen. Lindner, der erst im Dezember 2011 als Generalsekretär der Bundes-FDP zurückgetreten war, übernahm die Spitzenkandidatur, als der Landesverband bei zwei Prozent Zustimmung stand. Derzeit sehen die jüngsten Umfragen von ARD und ZDF die Partei bei sechs Prozent. Dennoch liegt Rot-Grün in den meisten Befragungen in NRW vorn.

Putschgerüchte gegen Rösler

Weniger rosig läuft es dagegen für Bundesparteichef Philipp Rösler. Am Wochenende versetzten Putschgerüchte die FDP in helle Aufregung versetzt. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel sollen führende FDP-Politiker bereits ein konkretes Szenario entworfen haben, um Rösler noch in diesem Jahr abzulösen.

Rösler habe nicht das Format, die Liberalen in die Bundestagswahl 2013 zu führen, sagte ein Mitglied der Parteispitze dem Magazin. Der Spiegel schreibt, die Führer des Aufstands gegen Rösler kämen aus der Südschiene der FDP, zu der Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zählen. So könnte auf einer Klausurtagung der Fraktion im Herbst der Druck auf Rösler so erhöht werden, dass dieser aufgeben müsse.

Nach SZ-Informationen könnte der Kieler FDP-Spitzenmann Wolfgang Kubicki die Rolle des Königsmörders übernehmen. Er solle Rösler zum Rücktritt bewegen. Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, hingegen muss sich zurückhalten, weil die Nachfolge auf ihn zuliefe, der Königsmörder aber selten selbst zum König wird.

Mehrere Mitglieder der engen Parteiführung sagten am Wochenende der dpa, es sei kontraproduktiv, die FDP jetzt erneut in eine Personaldebatte zu stürzen. Ziehe die Partei an diesem Sonntag in Schleswig-Holstein und am 13. Mai in Nordrhein-Westfalen mit guten Ergebnisse in die Landtage ein, werde dies auch Rösler und die Bundespartei stabilisieren.

Der 39-jährige Vizekanzler lässt sich indes von den Putsch-Gerüchten nicht beunruigen. Rösler denke nicht an einen Rückzug, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Röslers direktem Umfeld. Er werde als Bundesvorsitzender, Vizekanzler und Wirtschaftsminister in der schwarz-gelben Koalition unverändert für solide Sacharbeit und "klare Kante im Regierungshandeln" stehen.

Dementi von der Justizministerin

Die bayerische FDP-Chefin und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nannte die Berichte über den Sturz Röslers "abstrus und völlig aus der Luft gegriffen".

Der angebliche potentielle "Königsmörder" Kubicki hatte vor wenigen Tagen erklärt, dass er zunächst mit dem Verbleib Röslers im höchsten Parteiamt rechne. "Egal wie die Wahlen ausgehen: Philipp Rösler wird Bundesvorsitzender bleiben", sagte er im SZ-Interview. Allerdings schob Kubicki noch eine Bemerkung nach, die offenbart, dass sich Rösler sehr wohl um seinen Posten sorgen muss: "Es gibt immer Alternativen", sagte Kubicki, "aber nicht in nächster Zeit."

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