Ein futuristisch anmutender Raum, in bläuliches Licht getaucht. Das Neonlicht flackert. Ein modernes Konferenzzimmer? Ein langgestreckter schwarzer Tisch. Der Kabinettstisch? Eine kräftige Männerhand mit Ehering und Manschettenknöpfen. Schröder? Eine silberne Kugel engleitet der Hand und rollt. Und rollt und rollt nah an der Tischkante. Fast fällt sie runter.
Angela, die Dea ex machina?
Aber nur fast. Sie touchiert einen Kugelschreiber, wirbelt Blätter vom Tisch, wirft ein Glas um, nähert sich bedrohlich dem Ende des Tisches. Sie hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Ein tiefe Stimme aus dem Off listet die "erschreckende Bilanz" der Regierung Schröder auf: "Geringstes Wachstum in Europa...nie mehr Menschen ohne Arbeit...Tausend vernichtete Arbeitsplätze pro Tag...jede Stunde sechs Millionen Euro neue Schulden."
Nun droht die Kugel in den Abgrund zu stürzen - doch dann! ... eine Dame im dunklen Kostüm stoppt die Kugel. Eine Dea ex machina? Nein, 'nur' Angela Merkel. Sie spricht zu uns: "Dies ist keine Wahl wie andere. Es steht viel auf dem Spiel." Zu den sonstigen Phrasen befragen Sie bitte Ihren Unionsabgeordneten oder einen befreundeten Schwarz-Wähler.
Der deutsche Film lebt!
Die CDU setzt auf pathetische Symbolik, dramatische Slow Motions, starke Kontraste. Angela Merkel weiß - will sie den Untergang verhindern - dann gilt: Die fetten Jahre sind vorbei. Dann ist Schluss mit Gegen die Wand-Vermittlungsausschüssen, dann wird durchregiert.
Respekt- der deutsche Film lebt! Der CDU haben sieben Jahre Opposition in punkto Wahlwerbung sehr gut getan. Versauerten die Christdemokraten bis vor wenigen Jahren noch im kreativen Niemandsland - man denke etwa an die altbackene Optik der Kanzler für Deutschland-Kampagnen zu Kohls Zeiten -, so ist ihnen mit dem Merkel-Spot ein geradezu cineastisch anmutendes Filmchen gelungen. Zwar ist der Spot negative campaigning in Reinform, aber welche Oppositionspartei würde sich diese Chance entgehen lassen?