Wahl-Nachlese:Von der Favoritin zum Underdog und zurück

Welche Faktoren dazu geführt haben, dass Hillary Clinton bei der Vorwahl der Demokraten in New Hampshire doch noch an Barack Obama vorbeizogen ist.

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Faktor 1: Emotionen Kalkulierte Tränen oder ein echter Gefühlsausbruch? Am Tag vor der Abstimmung in New Hampshire war eine ungewöhnlich emotionale Hillary Clinton zu sehen. Bei einem Wahlkampfauftritt in Portsmouth kämpfte sie sogar kurzfristig mit den Tränen.

Mit brechender Stimme antwortete die ehemalige First Lady auf eine Frage nach ihrem persönlichen Befinden: "Es ist nicht leicht, es ist nicht leicht, ich könnte es nicht schaffen, wenn ich nicht leidenschaftlich überzeugt wäre, das Richtige zu tun."

Ein kurzer, aber ungewohnter Moment für Clinton, die häufig als berechnend und kalt beschrieben wird. Nach Ansicht aller Analysten in den USA hat dieser Auftritt ihr Sympathien eingebracht. Überraschenderweise reagierten vor allem männliche Wähler positiv.

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Faktor 2: Angriff aus der Defensive

Nach der Niederlage in Iowa waren sich alle Analysten einig: New Hampshire wurde als "Letzte Chance für Hillary" beschrieben.

Vor Iowa war Obama der Angreifer, der sich gegen eine übermächtige Favoritin durchsetzen musste. Binnen weniger Tage tauschten die beiden Kandidaten Rollen: Plötzlich war Clinton der underdog, während alle Umfragen Obama als Favoriten mit sattem Vorsprung sahen.

Das half ihr offenbar zum einen, unentschlossene Wähler auf ihre Seite zu ziehen, ...

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Faktor 3: Mobilisierung

... andererseits konnte Hillary aus der Defensive heraus ihre Anhänger in der Demokratischen Partei mobilisieren. Bei registrierten Demokraten schnitt sie auch wesentlich besser ab, als bei Wählern ohne klare Parteipräferenz.

In New Hampshire dürfen - im Gegensatz zu anderen Staaten - auch "unabhängige" Wähler bei den Vorwahlen der Parteien abstimmen. Nur 54 Prozent der Teilnehmer an der demokratischen Vorwahl in New Hampshire sind auch als Demokraten registriert. Bei ihnen liegt Clinton mit 45 Prozent ganz klar vorne. Das könnte auch damit zu tun haben, dass Clinton bessere Chancen gegen einen republikanischen Kandidaten im Kampf um das Weiße Haus eingeräumt werden.

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Faktor 4: Frauen

Nach einer CNN-Umfrage verdankt Hillary Clinton ihren Sieg in New Hampshire aber vor allem den Frauen. In Iowa hatte Barack Obama bei den weiblichen Wählern klar die Nase vorn. In New Hampshire gelang es Clinton hingegen, die Frauen zu mobilisieren.

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Faktor 5: Arbeiter

Hillary Clinton konnte mit ihrer Kampagne in New Hampshire offenbar vor allem bei Arbeitern punkten. Nach einer CNN-Umfrage lag sie bei Gewerkschaftsmitgliedern satte zehn Punkte vor ihrem Rivalen Obama.

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Faktor 6: "Change!"

Nach der Niederlage von Iowa hat das Clinton-Lager das Wechselfieber aufgegriffen und den Fokus der Kampagne geändert. Hillary betonte nicht mehr so sehr ihre politische Erfahrung als Senatorin und als frühere First Lady, sondern rückte den "Change", den radikalen und grundlegenden Wechsel im Weißen Haus, in den Vordergrund. Das mag ihr Stimmen von Bush-Gegnern einbringen, ist aber dennoch eine riskante Strategie ...

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...denn alle Umfragen zeigen, dass Obama den Wechsel glaubwürdiger verkörpert als Clinton.

In New Hampshire hat Clinton hingegen davon profitiert, dass sie für Erfahrung und Kontinuität steht. Die Umfragen nach der Wahl zeigen, dass vor allem die älteren Wähler Obamas Forderung nach einem Neuanfang skeptisch sehen und deswegen für Hillary gestimmt haben. Das Durchschnittsalter der Wähler in New Hampshire lag höher als in Iowa: 67 Prozent der Wähler waren über 40.

Obama konnte dagegen bei den Jungen punkten.

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Faktor 8: Bill

Deutlicher als bisher sprang Ex-Präsident Bill Clinton in New Hampshire seiner Frau zur Seite: Er trat genau in jenen Wahlbezirken auf, in denen Umfragen Obama die besten Chancen gaben. Und er griff den Kontrahenten seiner Frau schärfer an als zuvor. Die Behauptung, Obama habe sich immer schon gegen den Krieg im Irak eingesetzt, bezeichnete Bill Clinton als "größtes Märchen, dass ich je gehört habe."

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Faktor 9: Obama

Nach Ansicht vieler Beobachter waren Obamas Auftritte nach seinem Wahlsieg in Iowa zu selbstbewusst und siegessicher. Außerdem wurde sein politisches Programm nach dem Wahlsieg in Iowa stärker hinterfragt. Und in vielen Punkten bleiben Obamas Vorschläge vage und unbestimmt.

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(sueddeutsche.de/maru/bosw)

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Faktor 10: Äpfel und Birnen

In Iowa und New Hampshire gelten völlig unterschiedliche Spielregeln für die Vorwahl. "Diese beiden Zahlen darf man eigentlich überhaupt nicht vergleichen," sagt Detlef Junker vom Center for American Studies an der Universität Heidelberg.

In New Hampshire dürfen auch "unabhängige" Wähler teilnehmen, in Iowa muss man zumindest als Sympathisant der Demokraten registriert sein. Beim "caucus" in Iowa trifft man sich zu einer öffentlichen Diskussion und muss anschließend Farbe bekennen, indem man sich in die Ecke "seines" Kandidaten stellt.

Dagegen ist die Vorwahl in New Hampshire eine "primary", die ungefähr so abläuft, wie man sich hierzulande eine Wahl vorstellt, also mit geheimer Wahl, Wahlkabine, Urne und Wahlzettel.

Das Ergebnis: Am Caucus in Iowa beteiligten sich acht Prozent aller Bürger, in New Hampshire waren es rund 40 Prozent.

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