Seite Drei zur Wahl in Österreich:Neues vom Mischvolk

Seite Drei zur Wahl in Österreich: Im Wiener Heinz-Nittel-Hof haben 65 Prozent für Norbert Hofer gestimmt. Fotos: AFP, Thomas Ledl; Collage: SZ

Im Wiener Heinz-Nittel-Hof haben 65 Prozent für Norbert Hofer gestimmt. Fotos: AFP, Thomas Ledl; Collage: SZ

Gym, Pool auf dem Dach: In manchen Gemeindebauten haben es die Wiener richtig schön - und wählen trotzdem erzrechts. Über ein Land, in dem eine Stimmauszählung noch das kleinste Problem ist.

Von Cathrin Kahlweit

Am Tag vor der historischen Wahl saß Frau Tuncer in ihrer Einzimmerwohnung in Floridsdorf und fühlte sich zerrissen. Sie ist 50 Jahre lang Bedienerin an einem städtischen Krankenhaus gewesen, sie hat ihr Auskommen, lebt in einer schönen Wohnanlage der Stadt, Blick ins Grüne, Klappbett in der Schrankwand und viele Michael-Jackson-Fotos an den Wänden. Frau Tuncer ist fast 70, aber sie zeigt ihr Michael-Jackson-Tattoo am Knöchel trotzdem gern her. Ob sie sich Norbert Hofer, den Kandidaten der FPÖ, als Bundespräsidenten vorstellen könnte, ihn wählen würde? Naja, sagt sie, sie sei unsicher, neige halb hierhin, halb dorthin; sie will höflich bleiben und positiv: "Es ist so wunderbar bei uns, die Leute wissen das gar nicht zu schätzen." Andererseits: Der Hofer bringe frischen Wind. Der zeige den Ausländern, dass sie sich anpassen müssten, "sonst sind wir bald Flüchtlinge im eigenen Land. Ein Mischvolk sind wir jetzt schon. Leider."

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