Wahl in Niedersachsen:Wanderer, Raucher, Streithähne

Wer wird Niedersachsens nächster Ministerpräsident? Darüber dürfte auch das Ergebnis der kleinen Parteien entscheiden. Alle Spitzenkandidaten im Porträt.

Von Dominik Fürst

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Stephan Weil, SPD

Regierungskrise Niedersachsen

Quelle: dpa

Müsste die SPD ein männliches Pendant zu Angela Merkel erfinden, würde wohl Stephan Weil dabei herauskommen. Der Ministerpräsident von Niedersachsen gilt als bodenständig, sachlich und weitgehend skandalfrei. Weil wandert gern. Und die Niedersachsen sind mehrheitlich mit ihm zufrieden.

Doch dem 58-jährigen früheren Oberbürgermeister von Hannover kam ein stürmischer Sommer in die Quere. Das rot-grüne Bündnis zerbrach, weil eine Grünen-Abgeordnete die Seiten wechselte. Die Landtagswahl wurde deshalb um drei Monate vorgezogen. Dann wurde auch noch bekannt, dass der Ministerpräsident eine Regierungserklärung zum Gegenlesen an VW weitergereicht hatte. Nun muss der Jurist um sein Amt bangen, das er 2013 mit hauchdünnem Vorsprung errungen hat. In den Umfragen liegt die SPD knapp hinter der Union. Für Rot-Grün wird es diesmal wohl nicht allein reichen.

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Bernd Althusmann, CDU

Bernd Althusmann

Quelle: dpa

Dass die CDU Bernd Althusmann einen Triumph bei der Landtagswahl zutraut, dürfte seit dem 26. November 2016 klar sein. An diesem Tag machte sie Althusmann mit 98,6 Prozent zum Parteichef. Der 50-Jährige gilt als nachdenklicher Mann. Zuletzt verbrachte er drei Jahre in Namibia, wo er das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung leitete.

Althusmann ist Bundeswehr-Hauptmann der Reserve, studierter Pädagoge und promovierter Betriebswirtschaftler. Von 2010 bis 2013 war er Kultusminister unter Ministerpräsident David McAllister, manche sahen in ihm schon damals den Kronprinzen. 2011 musste er sich gegen Plagiatsvorwürfe wehren, doch mehr als "Mängel von erheblichem Gewicht" stellte die Uni Potsdam bei seiner Doktorarbeit nicht fest. Im Wahlkampf setzt Althusmann, ganz Christdemokrat der alten Schule, auf das Thema innere Sicherheit.

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Anja Piel, Grüne

Länderrat Bündnis 90/Die Grünen

Quelle: dpa

Anja Piel, Fraktionschefin der Grünen im niedersächsischen Landtag, hat den Wahlkampf angeschlagen bestritten. Schließlich war es eine Abtrünnige aus ihrer Fraktion, die für die vorgezogene Wahl sorgte. "Sehr enttäuscht" sei sie über Elke Twestens Wechsel zur Unionsfraktion, sagte Piel dazu, es sei ein "Schritt aus rein eigennützigen Gründen". Weil Jammern aber nicht hilft, wirbt die 51-jährige Piel seit Anfang August entschlossen für eine Fortsetzung des rot-grünen Regierungsbündnisses. Auch wenn das den Umfragen zufolge schwer werden dürfte.

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Stefan Birkner, FDP

Landtag Niedersachsen

Quelle: dpa

Für eine Jamaika-Koalition sieht er "keinen Raum", eine Ampel-Koalition schließt er gleich ganz aus: Niedersachsens FDP-Chef Stefan Birkner hat die Chancen für eine reibungslose Regierungsbildung sicherheitshalber schon im Vorfeld erheblich eingeschränkt. Obwohl nach derzeitigem Stand ein Dreierbündnis mit Beteiligung der FDP die wahrscheinlichste Variante für eine künftige Regierung zu sein scheint.

Birkner, der 1973 in der Schweiz geboren wurde, setzt auf ein schwarz-gelbes Bündnis, die Wahlprogramme von Union und FDP überschneiden sich ohnehin in weiten Teilen. Und nach Wahlen entpuppte sich seine Partei ja schon öfter als ziemlich flexibel. Birkner ist Jurist, war in Niedersachsen schon Staatssekretär und Umweltminister und will jetzt noch mal in die Regierung. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung nennt ihn einen "ausbaufähigen Mann".

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Anja Stoeck, Linke

Nach der Bundestagswahl

Quelle: dpa

Anja Stoeck, 51-jährige Physiotherapeutin und Landesvorsitzende der Linken, hatte gehofft am Ende als Königsmacherin aus der Niedersachsen-Wahl hevorzugehen. Doch ersten Hochrechnungen zufolge erhält die Linke nur 4,8 Prozent und schafft damit wohl nicht den Sprung in den Landtag.

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Dana Guth, AfD

Dana Guth

Quelle: dpa

In einem ist die AfD auf Bundes- wie auf Landesebene konsequent: in ihrer Zerstrittenheit. So kommt es, dass die 47-jährige Spitzenkandidaten der niedersächsischen AfD, Dana Guth, gerade aus ihrer Kreistagsfraktion Göttingen geworfen wurde. "Differenzen im persönlichen Umgang", lautete die Begründung. Guth, Immobilien- und Versicherungsmaklerin, liegt auch mit dem AfD-Landesvorsitzenden Armin-Paul Hampel im Clinch. "Man muss ehrlich bleiben, das war nicht unsere Wunschkandidatin", sagte Hampel nach Guths Wahl zur Spitzenkandidatin durch die Mitglieder. Wofür die AfD in Niedersachsen steht, droht bei all den Streitereien unterzugehen. Den Wahlwerbespot der Partei könnte man jedenfalls mit der Formel Make Niedersachsen Great Again zusammenfassen.

© SZ.de/lala/liv
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