Wahl in Bremen:CDU und FDP fürchten Fiasko an der Weser

Die Bürgerschaftswahl in Bremen könnte ein weiterer Tiefschlag für Schwarz-Gelb werden: Die FDP muss um den Wiedereinzug ins Landesparlament bangen, die CDU könnte auf unter 20 Prozent stürzen - und von den Grünen überflügelt werden.

Oliver Möllenstädt hat in diesen Tagen einen schweren Stand. Wacker absolvierte der junge Bremer FDP-Chef Wahlkampftermine im kleinsten Bundesland und vermerkte sie auf seinem Facebook-Profil. Den letzten Eintrag postete er an diesem Vormittag: "Oliver Möllenstädt wünscht sich heute eine gute Wahlbeteiligung und ein gutes Ergebnis für die Liberalen", steht da - ob seine Wünsche in Erfüllung gehen, scheint ungewisser denn je: Bis zum Nachmittag waren erst knapp ein Drittel der etwa 500.000 wahlberechtigten Bremer zur Stimmabgabe gegangen.

Angela Merkel beim CDU-Wahlkampf in Bremerhaven

Angela Merkel beim CDU-Wahlkampf in Bremerhaven

(Foto: dapd)

Allerdings ist das Interesse an der Briefwahl diesmal deutlich größer als in den Vorjahren: Fast ein Viertel der Bürger beantragte die Stimmzettel bereits im Vorfeld, um die Kreuzchen zu Hause zu machen. Zum ersten Mal in Deutschland können auch 16- und 17-Jährige ein Landesparlament mitwählen.

Umfragen zufolge wird die rot-grüne Koalition unter Führung des amtierenden Regierungschefs Jens Böhrnsen (SPD) wieder vorne liegen - allerdings könnte es eine große Koalition der besonderen Art werden: Die SPD lag bei Erhebungen zuletzt zwischen 36 und 37 Prozent, die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin Karoline Linnert könnten demnach ihren Anteil auf 24 Prozent steigern - und damit die CDU als zweitstärkste Kraft an der Weser ablösen. Denn die Union dümpelte in den letzten Umfragen zwischen 19 und 20 Prozent - und die FDP stabil unter der Fünf-Prozent-Hürde. Es wäre die erste Niederlage der Freidemokraten unter ihrem neuen Parteichef Philipp Rösler.

Die Liberalen möglicherweise draußen, die CDU gerupft und nurmehr Nummer drei, zusammen vielleicht sogar unter 25 Prozent: Der im Bund regierenden schwarz-gelb von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) droht ein neuer Tiefpunkt in der Serie von Niederlagen seit der gewonnenen Bundestagswahl im Herbst 2009.

Kanzlerin spricht von "starker CDU"

Bis zuletzt mühte sich die Kanzlerin persönlich, Zuversicht zu verbreiten. "Eine starke CDU kann wieder Dampf machen und muss hier wieder Dampf machen", sagte die CDU-Vorsitzende am Freitag zum Wahlkampfabschluss in der Hansestadt. Die Umfragen seien das eine, die Wahl am Sonntag das andere. CDU-Spitzenkandidatin Rita Mohr-Lüllmann zeigte sich bei ihrer Stimmabgabe ähnlich unverzagt. "Noch habe ich nicht aufgegeben. Mich interessieren die echten Stimmen", betonte sie.

Die Wahllokale haben bis 18 Uhr geöffnet. Die ersten Prognosen und Hochrechnungen werden wie üblich folgen - doch bis finale Klarheit herrscht, könnte es dauern. Das Auszählen der Stimmen wird Tage in Anspruch nehmen. Ein vorläufiges amtliches Endergebnis wird wegen Änderungen im Wahlrecht nicht vor Mittwoch nächster Woche erwartet. Bei dem neuen Wahlsystem können die Stimmberechtigten erstmals fünf Kreuzchen für Kandidaten und Parteien machen. Es gibt keinen Wahlzettel mehr, sondern ein ganzes DIN-A4-Heft, in dem neben den Parteien alle Bewerber auf einen Abgeordnetensitz aufgeführt sind. Dieses System macht die Auszählung kompliziert.

sueddeutsche.de bietet ab 18 Uhr aktuelle Prognosen und Hochrechnungen sowie Analysen der Bürgerschaftswahl.

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