Auf dem Bundeskongress der SPD-Nachwuchsorganisation in Wolfsburg hat Franziska Drohsel 214 von 283 gültigen Stimmen erhalten, was knapp 76 Prozent Zustimmung entspricht. Die 27-Jährige bedankte sich für das "riesige Vertrauen"und nahm die Wahl an.
Vielen gilt Drohsel als großes Talent. Ihre Aufrufe unterzeichnet sie mit "sozialistischen Grüßen". Das ist selbst für Jusos nicht alltäglich. Doch Franziska Drohsel, die neue Vorsitzende der SPD- Nachwuchsorganisation, ist bekennende Linke.
Es reiche nicht aus, einfach nur "kritische Parteijugend" zu sein, sagt die 27-Jährige Berlinerin zu ihrem Programm.
Sie will den klassischen Juso-Ansatz der "Doppelstrategie" wiederbeleben: einerseits verstärkt Druck auf die SPD-Politik zu machen und dort Machtpositionen zu erobern, zum anderen aber auch mit außerparlamentarischen Gruppen zu paktieren.
Die erste Frau nach drei Männern an der Spitze ist schon seit zwölf Jahren bei den Jusos aktiv, gilt als zielstrebig und durchsetzungsfähig. Der bisherigen Berliner Juso-Vorsitzenden wird viel politisches Potenzial bescheinigt. Die Juristin mit dem ersten Staatsexamen promoviert derzeit über ein Thema zur Koalitionsfreiheit und arbeitet daneben als wissenschaftliche Hilfskraft an der Berliner Humboldt-Universität. Sie möchte später als Anwältin arbeiten.
Der nach erbitterten Flügelkämpfen vorübergehend vom Zerfall bedrohte Juso-Verband hat sich in letzter Zeit wieder etwas stabilisiert. Beim Bundestagswahlkampf 2005 gab es zahlreiche Neueintritte. Darunter sind auch viele Jüngere, die mit den traditionell linken Positionen nicht mehr viel anfangen können.
Derzeit zählt der Verband 78.000 Mitglieder unter 35 Jahren, davon 22.000 ohne SPD-Parteibuch. Trotz geschwundener Bedeutung ist eine Juso- Führungsposition immer noch oft Sprungbrett für eine spätere SPD-Karriere. Andrea Nahles, zwischen 1995 und 1999 Juso-Chefin, ist inzwischen SPD-Bundesvize.
Drohsels unmittelbarer Vorgänger Björn Böhning leitet mit 29 Jahren bereits die Grundsatzabteilung von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit und strebt in den nächsten Bundestag.