Waffen für Syrien vermutet:Türkei stoppt Frachter "Atlantic Cruiser"

Die Türken haben das Frachtschiff "Atlantic Cruiser" im Golf von Iskenderun gestoppt und eine genaue Untersuchung der Ladung angekündigt. Man habe "Informationen erhalten, nach denen dieses Schiff Waffen und Munition für Syrien an Bord hat", sagte ein Diplomat.

Die türkischen Behörden haben das Frachtschiff "Atlantic Cruiser" gestoppt, um es nach für Syrien bestimmten Waffen zu durchsuchen. Wie türkische Diplomaten sagten, wurde das Schiff im Golf von Iskenderun im Mittelmeer aufgebracht. Die Ladung solle "unverzüglich" durchsucht werden.

Deutsches Frachtschiff mit iranischen Waffen vor Syrien gestoppt

Das Frachtschiff "Atlantic Cruiser" ist bei der deutschen Reederei Bockstiegel aus Emden registriert (Archivbild vom 27.09.04).

(Foto: dapd)

Die "Atlantic Cruiser" war von ihrer deutschen Reederei bereits am 13. April nach Berichten gestoppt worden, sie habe schwere Waffen und Munition aus dem Iran an Bord, die für Syrien bestimmt seien. Offiziell fährt das Schiff unter der Flagge eines Karibikstaates und ist damit nicht den deutschen Gesetzen unterworfen.

Die Emdener Reederei Bockstiegel als Eignerin hatte am Montag erklärt, sie habe keine Hinweise darauf, dass ein von ihr vermieteter Frachter Waffen und Munition für Syrien transportiere. Den Frachtunterlagen zufolge handele es sich bei der für Syrien bestimmten Ladung um Bauteile eines Thermalkraftwerks von einem indischen Hersteller.

"Wir haben Informationen erhalten, nach denen dieses Schiff Waffen und Munition für Syrien als Ladung hat", sagte ein türkischer Diplomat, der nicht genannt werden wollte, zu der Durchsuchung des Schiffs. Die Türkei war lange Zeit ein enger Verbündeter Syriens.

Ankara hatte sich im vergangenen Jahr nach dem gewaltsamen Vorgehen der syrischen Regierung gegen die Protestbewegung aber klar von Damaskus distanziert und Sanktionen verhängt. Dazu gehört auch die Kontrolle jeglicher Waffenlieferungen nach Syrien über türkisches Staatsgebiet.

Reederei weiß nichts von Waffen an Bord

Die deutsche Reederei des Frachters, Bockstiegel (Emden), hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf eine Waffenladung an Damaskus. Nach Unterlagen der Reederei handelt es sich bei der für Syrien bestimmten Ladung um Teile eines Thermalkraftwerks, die von einem indischen Kraftwerkshersteller für das Ministerium für Elektrizität in Syrien bestimmt sind.

Das Schiff sei an eine ukrainische Firma verchartert, mit der man seit längerem ohne jede Unregelmäßigkeit zusammenarbeite. Der Chartervertrag sehe vor, dass mit dem Schiff nur "lawful cargo" transportiert werden dürfe, also Ladung, die und deren Transport nicht gegen Gesetze verstoße. Die Ladung sei im indischen Mumbai geladen worden, teilte das Unternehmen mit.

Auch die Bundesregierung geht den Hinweisen auf mögliche Embargo-Verstöße nach. Man stehe in engem Kontakt mit der Reederei Bockstiegel, hatte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin erklärt. Der Frachter sei zwar im deutschen Flaggenregister eingetragen, aber derzeit ausgeflaggt.

Der Frachter soll nach Angaben der syrischen Oppositionellen 7200 Tonnen Waffen sowie Munition an Bord haben. Er habe aus Dschibuti kommend am vergangenen Freitag Kurs auf den syrischen Hafen Tartus genommen, wo er am Samstagmittag hätte eintreffen sollen. Am Samstag änderte die "Atlantic Cruiser" jedoch ihren Kurs. Danach war das Schiff für einige Tage im Mittelmeer nicht mehr zu orten gewesen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: