Wählergruppen:Wie Trump Asiaten als Wähler verprellt

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Für amerikanische Asiaten spielte bei der Wahl eines Präsidenten Rassismus keine Rolle. Bis Trump kam. (Foto: AFP)
  • Eine neue Studie des Umfrageinstituts National Asian American Survey zeigt, dass sich die Asiaten Amerikas zunehmend von der Politik der Republikaner distanzieren.
  • Asiaten in Amerika gelten eigentlich als wenig positiv eingestellt gegenüber anderen, vor allem illegalen, Immigranten.
  • Dieses Jahr aber, so ergibt die Studie, hätten Trumps muslimfeindliche Kommentare viele Asiaten vor den Kopf gestoßen.

Von Sacha Batthyany

In einer Serie stellt die SZ vor der Wahl sechs verschiedene Wählergruppen vor: Weiße, Schwarze, Latinos, Asiaten, Frauen, Männer.

Nach der Wahlniederlage 2012 hatte die Republikanische Partei, die Grand Old Party beschlossen, dass sie sich in Zukunft mehr um Minderheiten kümmern wolle. Man nahm sich vor, insbesondere ein jüngeres, weiblicheres Publikum anzusprechen und auch bei Latinos und Asiaten besser dastehen zu wollen. Mit der Nominierung von Donald Trump zu ihrem Präsidentschaftskandidaten aber wurde genau das Gegenteil erreicht.

Eine neue Studie des Umfrageinstituts National Asian American Survey zeigt, dass sich die Asiaten Amerikas zunehmend von der Politik der Republikaner distanzieren. Einer der Hauptgründe dafür seien die rassistischen Äußerungen des republikanischen Kandidaten Donald Trump. Rassismus hatte in ähnlichen Umfragen 2008 und 2012 unter Asiaten noch keine Rolle gespielt. Traditionell interessieren sich "Asian Americans" vor allem für Wirtschaftsthemen, Sicherheit und Ausbildung. Dieses Jahr aber, so ergibt die Studie, hätten Trumps muslimfeindliche Kommentare und die Forderung, Muslimen die Einreise in die USA zu verbieten, viele der Befragten vor den Kopf gestoßen.

"Asiaten in Amerika sind nicht gerade dafür bekannt, Immigranten-freundlich zu sein", sagt Taeku Lee, Politik-Professor in Berkeley. Das klinge zunächst widersprüchlich, weil viele von ihnen ja selbst erst vor Jahren in die USA eingereist seien. Doch die asiatischen Einwanderer stören sich an den vielen "Illegalen" aus Lateinamerika, die nur Spanisch sprechen, die Mindestlöhne drücken und sich nicht integrieren. "Gegen die Mauer, die Trump bauen will, haben sie nichts. Trumps Spaltung aber in zumeist weiße Amerikaner und den Rest der Welt hat sie doch aufgeschreckt", erläutert Lee. Viele Stimmen, welche die Demokratin Hillary Clinton von Asiaten bekommen werde, seien deshalb Wähler, denen es darum geht, Donald Trump zu verhindern, so Lee.

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Asian Americans stellen bereits vier Prozent der Wähler

Die amerikanischen Asiaten stammen aus so unterschiedlichen Ländern wie China, Vietnam, Indien, den Philippinen oder aus Korea. Sie machen rund vier Prozent der registrierten Wählerschaft aus, doch der Anteil ist enorm gestiegen: 2012 waren es 2,9 Prozent der Wähler, 1996 erst 1,7 Prozent. Gemäß Zensus leben drei Viertel aller Asiaten in Großstädten der Ost- und Westküste, wie Los Angeles, San Francisco, New York oder Philadelphia. Im Vergleich zu den Latinos sind sie besser gebildet und haben ein höheres Einkommen.

Vor allem junge Asiaten mit College-Abschluss würden Trump den Rücken zukehren und Hillary Clinton ihre Stimme geben. 70 Prozent der asiatischen Millennial-Generation haben eine "sehr schlechte Meinung" von dem Republikaner Trump. Sie befürworten die Gesundheitsreform, die Präsident Barack Obama hinterlässt, und sie halten die Klimaerwärmung für das größte Sicherheitsrisiko der Zukunft - und nicht für eine gezielte "Falschmeldung chinesischer Wissenschaftler, um der amerikanischen Industrie zu schaden", wie einst Donald Trump behauptet hat.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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