Wackelkandidaten:Ablösefrei zu haben

Die Wackelkandidaten in der Staatsregierung

Landwirtschaftsminister Josef Miller sitzt vor allem deshalb noch im Kabinett, weil der CSU-Bezirk Schwaben nach dem Rauswurf von Alfred Sauter wenigstens noch einen Minister behalten musste.

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(Foto: Foto: dpa)

In der BSE-Krise gelang Miller das Kunststück, wochenlang den Eindruck zu erwecken, die Rinderseuche habe mit der bayerischen Landwirtschaft nicht das Geringste zu tun. Miller legte sich ruhig in die Furche und hoffte darauf, dass es seine Kollegin Stamm erwischen würde, was sich ja dann auch erfüllt hat.

Seither ist der stets joviale Minister nur noch der Grüß-Gott-August in einem Ministerium, das seit eh und je vom Bauernverband ferngesteuert wird. Sieht aber im Trachtenanzug fesch aus.

Prognose: Eigentlich reif für den Austrag. Steht aber als Proporz-Schwabe unter Naturschutz. Außerdem sind in der Fraktion begabte Agrarpolitiker Mangelware.

Das Erfreulichste an der Berufung von Christa Stewens zur Sozialministerin war, dass Stoiber wieder eine Frau genommen hat. Es zeigte sich dann allerdings rasch, dass die Mutter von sechs Kindern eine zwar sympathische Person ist, was für die Leitung eines Ministeriums sicherlich nicht schlecht, aber leider nicht ausreichend ist.

Stewens hatte nicht nur mit den vielen Vertrauten ihrer Vorgängerin Stamm zu kämpfen, sondern immer wieder auch mit der komplizierten Materie Sozialpolitik. Rief sowohl in der eigenen Fraktion, als auch beim CSU-Sozialguru Horst Seehofer des öfteren Stirnrunzeln hervor.

Prognose: Gäbe es auch einen weiblichen Leichtmatrosen, wäre Stewens einer. Ist aber zur Erfüllung der rachitischen Frauen-Quote in Bayerns Regierung unerlässlich.

Einmal war er sogar schon bei Christiansen zu Gast, und die Zuschauer durften dabei seine zu kurzen Socken bewundern. Ein Meister der Selbstdarstellung ist der Unterfranke Eberhard Sinner nicht gerade.

Unverhofft kam der 58-Jährige vor zwei Jahren zum Ministeramt: Auf dem Höhepunkt der BSE-Krise ernannte ihn Regierungschef Stoiber zum Verbraucherminister zweiter Wahl - nachdem der Favorit, TU-Präsident Wolfgang Hermann, über seine lückenhafte Steuerklärung gestolpert war.

Der Etat des neuen Ressorts wurde in der Folge so zusammengestrichen, dass das Geld nur noch für ein paar bunte Broschüren reicht. Schade für Sinner, der ein kreativer Kopf ist. Das hat er mit seinen Bürgergutachten ebenso bewiesen wie mit der Einrichtung des Landesamtes für Ernährung.

Prognose: Wirkt unterfordert, könnte deshalb auch das Umweltressort übernehmen.

Werner Schnappauf hält sich selbst für einen Politiker, der eine große Zukunft hat. Danach sieht es aber nicht mehr aus, seitdem er in aller Öffentlichkeit um einen eigenen Stimmkreis in Oberfranken gekämpft und verloren hat.

Die Kollegen im Kabinett schüttelten ob des peinlichen Schauspiels nur noch die Köpfe. Zuvor hatte Schnappauf alle Warnungen ignoriert. Als Umweltminister erreichte sein Papierverbrauch ein bedenkliches Ausmaß. Schnappauf redet gerne über "Prozesse", "Beteiligte" und "Nachhaltigkeit", mit klaren Ansagen und verständlichen Botschaften tut er sich schwer.

Konflikten geht er möglichst aus dem Weg, womit er sich und der Umwelt gleichermaßen Schaden zufügt. Bei der Entscheidung über das Dosenpfand bereitete ihm die eigene Fraktion im Landtag eine grausame Niederlage und stimmte mit der Opposition. In der CSU wird Schnappauf zunehmend das Ziel von Spott.

Prognose: Darf den Verein wechseln. Ablösefrei.

Im Ministerrat zählt Manfred Weiß eher zu den Randfiguren. Dafür kann er nichts, denn der Freistaat verfügt im Justizwesen nur über wenige Kompetenzen. Dem leutseligen Mittelfranken bleibt nicht viel anderes übrig, als für Stoiber diverse Gesetzesverschärfungen auf Bundesebene zu fordern.

In Bayern setzt Weiß sich mit großem Fleiß für die Justizverwaltung ein, tourt mit Gerichtsvollziehern und Bewährungshelfern durch die Gegend. Anerkennung hat ihm das aber noch nicht eingebracht. Auch er leidet unter dem Sinner-Syndrom der mangelhaften Selbstdarstellung. Die Hintersassen in der CSU-Fraktion haben es deshalb auf Weiß abgesehen. Sie streuen, er sei ein schwacher Justizminister.

Prognose: Wirkt angeschlagen, Verbleib in der Mannschaft so gut wie ausgeschlossen.

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