Vorwürfe gegen Söldner im Irak:Blackwater-Manager bedrohte US-Ermittler offenbar mit dem Tod

Um die umstrittene Söldnerfirma Blackwater zu überprüfen, ermittelten im Jahr 2007 zwei US-Beamte im Irak. Sie stellten krasse Verfehlungen fest. Kurz darauf erhielt einer der Ermittler Morddrohungen, berichtet nun die "New York Times".

Es war ein Vorfall, der das Verhältnis der Iraker zu den USA zerrüttete: Am 16. September 2007 erschossen Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma Blackwater auf dem Nisur-Platz in Bagdad 17 irakische Zivilisten, darunter auch Kinder. Die Söldner, die die US-Botschaftsmitarbeiter im Irak beschützen sollten, gaben an, aus Notwehr gehandelt zu haben. Doch an dieser Darstellung gibt es heute erhebliche Zweifel.

Die New York Times (NYT) enthüllt nun weitere schwerwiegende Details zur Rolle von Blackwater im Irak. Demnach hat es auch unmittelbar im Vorfeld des mutmaßlichen Massakers in Bagdad deutliche Hinweise auf Verfehlungen von Mitarbeitern der Sicherheitsfirma im Irak gegeben.

Dem Blatt zufolge waren im August 2007 zwei Ermittler der US-Regierung im Irak, die das Vorgehen von Blackwater untersuchten. Innerhalb kürzester Zeit stießen diese demnach auf zahlreiche Vergehen der Firma. Die Liste reichte von einer nicht genehmigten Reduzierung der Anzahl der Sicherheitsleute, über ein insgesamt ausschweifendes Verhalten, bis zum Tragen schwerer Waffen ohne Berechtigung.

Die Untersuchung ergab der NYT zufolge außerdem, dass die Mitarbeiter der US-Botschaft im Irak ihrer Aufsichtspflicht gegenüber Blackwater in keiner Weise nachgekommen waren, sondern sich selbst "unterwürfig" gegenüber der Firma und ihren Mitarbeitern verhielten. Obwohl all dies wohl bekannt war, wurden daraus keine Konsequenzen gezogen.

Ermittler nahmen Drohung ernst

Der Besuch der beiden Ermittler endete abrupt - nachdem einer der beiden von einem führenden Blackwater-Mitarbeiter im Irak mit dem Tod bedroht wurde. Der NYT zufolge hatte der Manager der Söldnerfirma einem Ermittler gegenüber erklärt, er könne ihn "jederzeit töten und keiner könne oder würde etwas dagegen tun", da man im Irak sei. Die Ermittler nahmen die Drohung ernst. Da sie von den Botschaftsmitarbeitern keinerlei Unterstützung erfuhren, reisten sie unverzüglich ab. Die Untersuchung wurde eingestellt, schreibt die NYT.

Auch für die Arbeit des später eingesetzten Untersuchungsausschusses zum den Tötungen auf dem Nisur-Platz spielten sie keine Rolle. Die beiden Ermittler seien nicht zum Fall befragt worden, schreibt die NYT.

Abgesehen von den damals neuen Erkenntnissen der zwei Ermittler waren Blackwater-Mitarbeiter allerdings schon in den Jahren zuvor in fragwürdige Vorfälle verwickelt. 2005 setzten Söldner der Firma in Bagdad unerlaubt Reizgas ein. Im Dezember 2006 erschoss ein betrunkener Mitarbeiter einen Leibwächter des irakischen Vizepräsidenten Adel Abdul Mahdi. Und im Mai 2007 lieferten sich Blackwater-Angestellte in Bagdad mit Einheiten des Innenministeriums ein Gefecht, das erst durch das Eingreifen von US-Truppen beendet werden konnte.

Wegen der vermutlich willkürlichen Tötungen auf dem Nisur-Platz in Bagdad wurde bis heute kein Blackwater-Mitarbeiter verurteilt. In Washington müssen sich derzeit vier ehemalige Mitarbeiter vor Gericht verantworten.

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