Vorwürfe gegen Bischof Mixa:Der Druck wächst

Nach seinem Ohrfeigen-Geständnis sieht sich der Augsburger Bischof Walter Mixa mit immer mehr Kritikern konfrontiert - darunter auch Geistliche aus der katholischen Kirche.

Nach dem Ohrfeigen-Geständnis des Augsburger Bischofs Walter Mixa will sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, persönlich um Aufklärung in dem Fall Mixa bemühen. Am Rande der Auftaktveranstaltung zur "Woche für das Leben" kündigte Zollitsch in Frankfurt am Main ein weiteres Gespräch mit dem Augsburger Bischof an. Zollitsch sagte nun, er werde alles tun, was zu einer Aufklärung beitragen könne.

Mixas Nachfolger, Stadtpfarrer Josef Beyrer von Schrobenhausen, kritisierte den Bischof. "Es wäre hilfreich gewesen, wenn Mixa seine Handgreiflichkeiten 14 Tage früher eingeräumt hätte", sagte Beyrer.

Mixa hatte nach ersten Misshandlungsvorwürfen von ehemaligen Heimkindern im Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen erklärt, er habe niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewendet und habe ein "reines Herz". Am Freitag hatte er dann eingeräumt, als Stadtpfarrer von Schrobenhausen doch Ohrfeigen ausgeteilt zu haben. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Mixa in seienr Zeit als Stadtpfarrer Gelder einer Waisenhausstiftung zweckentfremdete.

Hektische Sitzungen

Nach Informationen der Augsburger Allgemeinen wird in Kreisen der Diözesanleitung "in hektischen Krisensitzungen" nun über das weitere Vorgehen beraten. Sitzungen verschiedener Gremien Anfang nächster Woche gelten offenbar als entscheidend für die Frage, "ob Mixa noch weitermachen kann". Wie viel Rückendeckung der Bischof noch in der eigenen Priesterschaft habe, sei unklar, hieß es.

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Jürgen Koppelin, forderte Mixa auf, seine Aufgaben als Militärbischof niederzulegen. Seine Autorität sei untergraben und schwer beschädigt. Die öffentliche Diskussion sei für ihn zu einer Belastung als höchster katholischer Geistlicher für die Bundeswehr geworden. Statt offen mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen umzugehen, habe Mixa zu lange geschwiegen.

Inzwischen liegen sieben eidesstattliche Erklärungen früherer Heimkinder vor, die Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975-1996) brutale Prügelattacken vorwerfen. Der Schrobenhausener Sonderermittler Sebastian Knott hatte von einem weiteren Fall berichtet, bei dem Mixa 1976 einen damals 16-Jährigen "mit voller Wucht brutal ins Gesicht" geschlagen haben soll. Dies habe der Betroffene ebenfalls in einer eidesstattlichen Erklärung bekräftigt.

Mixa hat über einen Münchner Rechtsanwalt dem Sonderermittler mitgeteilt, er stehe nach wie vor zu einem Gespräch mit den mutmaßlichen Opfern zur Verfügung. Das lehnen diese aber ab. Eine 47-jährige Frau sagte der Nachrichtenagentur dpa, sie sei auf keinen Fall zu so einem Gespräch bereit und wisse von anderen Betroffenen, dass sie das Gesprächsangebot gerade nach Mixas Ohrfeigen-Geständnis ablehnen.

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