Vorwahlen in Indiana und North Carolina:Das Argument der Zahlen

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Nach einem klaren Sieg in North Carolina und einer knappen Niederlage in Indiana hat Barack Obama das Rennen um die Nominierung gewonnen. Nur haben das noch nicht alle bemerkt.

Reymer Klüver, Washington

Alles schien so zu laufen wie erwartet: Barack Obama gewinnt North Carolina, Hillary Clinton hat in Indiana die Nase vorn. Unentschieden also. An der Lage im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten hätten die beiden Primaries damit herzlich wenig geändert. Oberflächlich betrachtet.

Die Dynamik des Rennens hat sich gewaltig verschoben - zu Barack Obamas Gunsten (Foto: Foto: AFP)

Vier Wochen Vorwahlkampf mit sechs weiteren Wahlgängen stehen den Amerikanern ja ohnehin noch bevor. Und das Gezerre um die Superdelegierten - die Würdenträger der Partei, die den Ausschlag geben werden bei der Wahl des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers - geht genauso weiter.

Doch im Laufe einer langen Wahlnacht in Indiana wurde das Rennen auf einmal eng. Clinton und Obama lagen praktisch gleichauf. Es ging nur um wenige Stimmen - und die Dynamik des Rennens hatte sich gewaltig verschoben.

Im Spiel der Erwartungen hatte Obama North Carolina gewinnen müssen. Er hat es getan. Überzeugend. Clinton wiederum musste Indiana eindeutig holen, um ein Argument dafür zu haben, dass sie weiter im Rennen bleibt. Sie hat ihre Chance vertan.

Verloren hat sie vor allem ihr Argument, dass Obama sich als der schwächere Kandidat erweise, je näher der eigentliche Präsidentschaftswahlkampf gegen die Republikaner rückt. Im Gegenteil hat Obama Stehvermögen bewiesen in Wochen, in denen die Diskussion um die bizarren Auftritte und Auffassungen seines einstigen Pastors erneut hochgekocht ist. Hat Prinzipientreue gezeigt, während seine Rivalin mit der Forderung nach einem Aussetzen der Kraftstoffsteuer auf populistischen Stimmenfang ging.

Ihr Argument, dass sie bei der Präsidentschaftswahl im November besser als Obama Staaten mit einem hohen Anteil eher konservativ gesonnener Demokraten holen könnte, also Staaten wie Ohio oder Pennsylvania oder eben Indiana, glänzt nach der Wahl in Indiana nicht mehr so. Obama hat das vielmehr mit dem Hinweis gekontert, dass er im November bisher von Republikanern geholte Bundesstaaten für sich gewinnen könnte - wie etwa North Carolina.

Dort hat er im Gegensatz zu Clinton ganz neue Wähler zur Stimmabgabe für die Demokraten motivieren können. Das Kunststück könnte er im November wiederholen und so die Republikaner überflügeln.

Und dann ist da noch das mathematische Argument. Clinton müsste 70 Prozent aller nun noch ausstehenden Delegiertenstimmen gewinnen, um sich die Nominierung zu sichern. Mehr als zwei Drittel also der in den verbleibenden sechs Vorwahlen zu bestimmenden Delegierten sowie auch der offiziell noch unentschiedenen Superdelegierten.

Das ist nach menschlichem Ermessen nicht mehr zu schaffen. Obama hat das Rennen um die Nominierung gewonnen. Nur haben das noch nicht alle bemerkt.

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