Vorwahl der Republikaner in Illinois:Romney feiert Etappensieg im Schneckenrennen

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Mitt Romney gewinnt die Vorwahl in Illinois klar, doch die Basis fremdelt weiter mit dem Favoriten - und seine Gegner lassen nicht locker: Santorum wagt historische Bürgerkriegs-Vergleiche, Gingrich bekämpft Romney aus Prinzip mit allem was er hat. Die US-Republikanern stecken in einem Abnutzungskampf fest.

Matthias Kolb, Washington

"Mitt Romney gewinnt in Illinois. Na und?" Mit dieser Überschrift bringt es die Washington Post in ihrem Wahl-Blog auf den Punkt. Mit einem Vorsprung von knapp zwölf Punkten fiel sein Sieg zwar deutlicher als erwartet aus, doch ein echter Durchbruch ist dem Favoriten nicht gelungen. Immer noch nicht.

Mitt Romney feiert: Die Vorwahlen der Republikaner in Illinois konnte er klar für sich entscheiden. (Foto: AP)

Wie so oft erhielt der 65-Jährige viele Stimmen in urbanen Gebieten (Großraum Chicago) und punktete vor allem bei wohlhabenderen sowie älteren Wählern. Für Romney entschieden sich jene Republikaner, die sich als moderat einstufen und nach einem Herausforderer für Präsident Barack Obama suchen, der auch Wechselwählern gefallen könnte. Gepaart mit einer guten Organisation und genügend Finanzmitteln (das Romney-Lager gab erneut deutlich mehr Geld für Anzeigen aus als Santorum) reichte dies für den Sieg.

Illinois, Obamas für Korruptionsfälle berühmt-berüchtigte Wahlheimat, war nur insofern eine Ausnahme, als sich dieses Mal deutlich mehr Anhänger der Tea Party für Romney begeistern konnten. Doch Leidenschaft entfesselt der Multimillionär an der Basis weiterhin nicht.

In den ländlichen Gebieten lag Rick Santorum vorne und konnte dort einige der 69 Wahlmänner für sich gewinnen. Auch wenn sein Rückstand bei den Delegierten auf den Favoriten Romney weiter anwuchs, blickt Santorum kämpferisch nach vorn.

Er versammelte sich mit seinen Anhängern in Gettysburg in seiner Heimat Pennsylvania. In jenem Ort, an dem der legendäre US-Präsident Abraham Lincoln vor knapp 150 Jahren seine berühmte Rede über die "Neugeburt der Freiheit" hielt, sparte der 53-Jährige nicht an Pathos. Amerika stehe nicht nur - wie alle Präsidentschaftsbewerber stets betonen - vor der "wichtigsten Wahl unseres Lebens", sondern vor der "wichtigsten Wahl seit 1860". Damals steuerten die USA auf den Bürgerkrieg zu, in dem mehr als 600.000 Menschen starben. Santorum setzt weiterhin auf einen Sieg an diesem Samstag in Louisiana, um weiter die Rolle des konservativen Underdogs geben zu können.

Patzer der Republikaner
:"Ann fährt ein paar Cadillacs"

Mit diesem Satz knüpft Mitt Romney an die bisherigen Patzer der republikanischen Präsidentschaftskandidaten an, die sich in schöner Regelmäßigkeit zur Lachnummer machen. Die größten Pannen und Ausrutscher der konservativen Kandidaten zeigen, warum sich Obama gute Chancen auf seine Wiederwahl ausrechnen kann. Ein Überblick in Bildern.

Wenn kein Wunder passiert, wird Newt Gingrich in dem Südstaat nicht gewinnen können, was ihn ebenso wenig zum Aufgeben bewegen dürfte wie die mickrigen 8,0 Prozent in Illinois. Der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses ist fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Romney bis zum Parteitag Ende August nicht die Mehrheit von 1144 Delegierten erhält. Ihn treibt sowohl eine tiefsitzende Antipathie gegen den Multimillionär als auch die aus seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein gespeiste Überzeugung, nur er könne Obama besiegen und Amerika retten.

Und solange Kasino-Mogul Sheldon Adelson weiter Millionen an Gingrichs Super-Pac spendet - im Februar überwies der Millardär erneut 5,5 Millionen Dollar - wird der 68-Jährige ebenso weitermachen wie der libertäre Abgeordnete Ron Paul, der unverdrossen gegen Auslandseinsätze der Armee und Staatsprogramme sowie für die Legalisierung von Drogen und die Abschaffung der Notenbank eintritt. Der 76-Jährige genießt es, landesweite Aufmerksamkeit für seine Agenda zu bekommen und verfügt über sehr engagierte Unterstützer im ganzen Land.

Es bleibt also dabei: Mitt Romney hat weiterhin die allerbesten Chancen, am 6. November Barack Obama herausfordern zu können, doch das Rennen kann sich noch bis Ende Mai oder Anfang Juni hinziehen. Denn abgesehen von Delaware, New Jersey, Utah und der Hauptstadt Washington D.C., die am reinen Winner-takes-all-Prinzip festhalten, vergeben alle anderen Bundesstaaten ihre Wahlmänner strikt proportional oder nach Kongresswahlbezirken.

"Schneckenrennen"

Die Washington Post hat kürzlich einen Ausblick auf das "Schneckenrennen" der kommenden Wochen gewagt: Während der Kalender Romney im April viele Delegierte zuführen wird, könnte Santorum im Mai in Kentucky, Arkansas oder Nebraska nachziehen, bevor die Republikaner am 29. Mai in Texas und am 6. Juni in Kalifornien abstimmen - also in den beiden bevölkerungsreichsten Bundesstaaten.

Mitt Romney wird seine Kritiker innerhalb der eigenen Partei und in den Medien erst dann zum Verstummen bringen und den Durchbruch schaffen, wenn es ihm gelingt, seinen Verfolger Rick Santorum in dessen Kerngebiet - etwa am 3. April in Wisconsin oder am 24. April in Pennsylvania - zu schlagen. Bis dahin gilt die Einschätzung des Wall Street Journal: Erfolge wie der heutige in Illinois sind sehr wichtig, aber eben doch flüchtig.

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Matthias Kolb, Washington

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