Vorabend des 1. Mai:Wieder Krawalle in Berlin

Müllcontainer brennen, Steine fliegen: In der Walpurgisnacht ist es in Berlin und Hamburg zu Randalen gekommen, 51 Beamte wurden verletzt. Die befürchteten schweren Krawalle in Folge der Finanzkrise blieben bislang aus.

In Berlin und Hamburg kam es in der Nacht vor dem ersten Mai wieder zu Krawallen. In der Hauptstadt stand im Stadtteil Friedrichshain eine teils aggressive und betrunkene Menge von rund 200 Personen der Polizei gegenüber. Es wurden Flaschen und Steine gegen Beamte geschleudert und Müllcontainer in Brand gesteckt. Insgesamt nahm die Polizei in Berlin nach einer Bilanz vom Freitagmittag 57 Randalierer fest. 48 Beamte wurden leicht verletzt. Bei Krawallen im Hamburger Schanzenviertel wurden drei Beamte leicht verletzt.

1. Mai, dpa

Walpurgisnacht in Berlin: Polizeibeamte löschen am Donnerstagabend am Rande des Boxhagener Platzes in ein Feuer aus brennenden Müllcontainern.

(Foto: Foto: dpa)

In Berlin hatten bereits am Donnerstagabend teilweise schwarz gekleidete Randalierer mit Steinen und Flaschen um sich geworfen. Beamte stoppten den spontanen Aufzug linksautonomer Demonstranten und riegelten die Umgebung mit Mannschaftswagen ab. Dennoch sprach die Berliner Polizei von einer weitgehend friedlichen Walpurgisnacht. In früheren Jahren sei die Gewalt weit größer gewesen, sagte ein Sprecher. Die Berliner Polizei bot in diesem Jahr allein in der Nacht zum 1. Mai rund 2000 Einsatzkräfte auf.

Im Hamburger Schanzenviertel warfen Randalierer die Scheibe eines Bankinstitutes ein und zündeten mehrere Mülltonnen an. Gewaltbereite Jugendlichen hätten außerdem Flaschen auf Polizisten geworfen, teilte das Lagenzentrum mit. Drei Beamte seien bei den Angriffen leicht verletzt worden, ein Zivilpolizist erlitt eine Platzwunde am Hinterkopf. Drei Verdächtige wurden festgenommen. Nach Mitternacht räumten rund 300 Polizisten kurzfristig die Schanzenstraße. Dabei wurde auch ein Wasserwerfer in Stellung gebracht, der aber letztlich nicht zum Einsatz kam.

Verstärkt wird der 1. Mai bundesweit von linken und rechten Gruppierungen zu Demonstrationen genutzt. In mehreren Städten Deutschlands sind Kundgebungen angekündigt: Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht dabei der Berliner Stadtteil Kreuzberg, wo sich am Abend des 1. Mai traditionell auch Autonome aus der linken Szene zu Wort melden. Mit einem friedlichen "Myfest" wollen die Bewohner tagsüber ein Zeichen für Gewaltfreiheit setzen.

Zudem wollen sich in diesem Jahr im Stadtteil Köpenick Anhänger der rechtsextremen NPD sowie Gegendemonstranten versammeln. Die in Hannover geplante größte Demonstration von Rechtsextremisten wurde vom Bundesverfassungsgericht endgültig verboten. Dennoch richtet sich die Polizei auf einen Großeinsatz ein. Die Rechtsextremisten hatten 1000 Teilnehmer angekündigt, zu einer Gegenkundgebung wurden mehr als 10.000 Teilnehmer erwartet. In Mainz und Ulm dürfen Kundgebungen von Rechtsextremisten stattfinden.

Warnung vor sozialen Unruhen

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat am Tag der Arbeit traditionelle zu Kundgebungen im ganzen Land aufgerufen. Im Mittelpunkt stehen dieses Jahr die Folgen der schweren Wirtschaftskrise für die Beschäftigten. Der Aufruf des DGB zum 1. Mai steht unter dem Motto "Arbeit für alle bei fairem Lohn!". Darin heißt es, immer mehr Beschäftigte bangten um ihren Arbeitsplatz und müssten gegen den drohenden sozialen Abstieg kämpfen. Unternehmen und die Politik müssten deshalb alle Mittel nutzen, um Beschäftigung zu sichern.

Die Hauptveranstaltung mit DGB-Chef Michael Sommer findet in Bremen statt. Sommer hatte zuletzt mit seiner Warnung vor sozialen Unruhen Aufmerksamkeit erregt, die er in Folge der Krise befürchtet.

Die SPD-Spitze ist nicht zu der Hauptkundgebung eingeladen, die Spitzenpolitiker der Partei, Franz Müntefering und Frank-Walter Steinmeier, sprechen aber in Wuppertal und Ludwigshafen. Der Chef der größten deutschen Gewerkschaft IG Metall, Berthold Huber, hält in Saarbrücken eine Rede, der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.Di, Frank Bsirske, in Mannheim.

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