Von der Leyens Reform der Eignungsprüfung:Nicht jeder Soldat muss topfit sein

Von der Leyens Reform der Eignungsprüfung: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beim Turppenbesuch in der Türkei.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beim Turppenbesuch in der Türkei.

(Foto: AFP)

Die Bundeswehr soll als Arbeitgeber attraktiver werden - deshalb denkt Verteidigungsministerin von der Leyen darüber nach, die Aufnahmekriterien zu ändern. Der Sporttest soll einfacher werden, dafür soll die Truppe den "Anschluss an die moderne Arbeitswelt finden".

Egal ob man als Gebirgsjäger oder Koch dienen will - zur Grundausbildung jedes Bundeswehrsoldaten gehören harte sportliche Übungen. Und auch danach werden einmal jährlich die Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordinationsvermögen streng geprüft.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat nun angekündigt, die Eignungsmerkmale für Soldaten zu überprüfen. So soll die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver werden. "Es stellt sich die Frage, ob jeder einzelne Soldat und jede einzelne Soldatin, gleich welche Aufgabe sie im Riesenkonzern Bundeswehr ausfüllt, tatsächlich einen langen Marsch mit schwerem Gepäck bewältigen können muss", sagte von der Leyen der Rheinischen Post.

Der Wehrbeauftragte des Bundestags Hellmut Königshaus sieht das ähnlich. "Die Fitnessanforderungen an die Soldatinnen und Soldaten sollten stärker von ihren jeweiligen Aufgaben abhängig sein", sagte Königshaus der Rheinischen Post. Ein Gebirgsjäger müsse andere körperliche Leistungen erbringen als ein IT-Spezialist. "Das sollte in die Eignungsprüfungen einfließen."

Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit

Bislang gehört zur Eignungsprüfung für die Bundeswehr ein Sporttest, der es in sich hat: Die Bewerber sprinten zehn mal zehn Meter, und sollten das in weniger als 60 Sekunden tun. Beim Pedaletreten auf dem Fahrrad-Ergometer dürfen sie für die 3000 Meter nicht länger als sechseinhalb Minuten brauchen. Beim Klimmzug wiederum sollten sie sich mindestens fünf Sekunden in der Endposition halten können.

Wer später Offizier werden will, muss seine körperliche Leistungsfähigkeit noch in fünf weiteren Disziplinen testen lassen: Beim Pendellauf werden Markierungen festgelegt, zwischen denen der Bewerber hin-und herlaufen muss - möglichst schnell und mit flinken Richtungswechseln. Die Bewerber sollten aus dem Stand mindestens 1,57 Meter (gilt für Frauen) oder 1,95 Meter (gilt für Männer) springen; in zwölf Minuten mindestens knapp eineinhalb bzw. zwei Kilometer laufen. Was Liegestütze angeht, sollten beide Geschlechter 13 Stück davon in 40 Sekunden schaffen.

Wer all das nicht schafft, darf den Sporttest nach sechs Monaten wiederholen.

"Keine unnötigen Hürden aufbauen"

Fitness sei immer gut, sagte von der Leyen. Ein moderne Armee brauche aber ebenso die Fähigkeit zum vernetzten Arbeiten, soziale Kompetenzen, eine moderne "Unternehmenskultur" und ausgeprägtes Technikverständnis. "Für Menschen, die das bei der Bundeswehr einbringen wollen, dürfen wir nicht unnötige Hürden aufbauen", betonte die CDU-Politikerin.

Die Truppe müsse den "Anschluss an die moderne Arbeitswelt finden". Dies gelte bei Themen wie Teilzeit, mobiles Arbeiten, attraktive Karrierepfade und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Von der Leyen hatte kurz nach ihrem Amtsantritt angekündigt, die Bundeswehr zu einem familienfreundlichen Unternehmen zu machen.

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