Volkswagen:Ein Thema? Ein Skandal!

VW macht in der Krisenkommunikation alles falsch.

Von Ulrich Schäfer

Bei Volkswagen versucht man, den Dieselskandal kleinzureden: im Großen und auch im Kleinen. Wenn Vorstandschef Matthias Müller und seine Kollegen über die Affäre sprechen, sprechen sie immer nur vom "Diesel-Thema" oder der "Diesel-Thematik"; niemals aber sagen sie, was es wirklich ist - ein Skandal. Und wenn sie es dann in einem Interview versehentlich doch tun, streichen das die PR-Schönfärber aus Wolfsburg anschließend in der schriftlichen Fassung wieder heraus.

Der Versuch, den Skandal zu beschönigen, lässt sich aber auch im Großen beobachten: Dokumente und Zeugenaussagen legen nun den Verdacht nahe, dass der damalige Vorstandschef Martin Winterkorn und Vorstand Herbert Diess schon im Juli 2015 über die Tricksereien bei den Abgastests informiert worden sind - fast zwei Monate früher, als die US-Behörden ihre Untersuchungen dazu publik machten. Dennoch hat VW weiter versucht, die Manipulationen zu vertuschen.

Eigentlich raten Experten im Bereich der Krisenkommunikation bei großen Skandalen dazu, alles sofort offen auf den Tisch zu legen - nur dann könne man auch schnell reinen Tisch machen und die Sache hinter sich lassen. VW hat sich für einen anderen Weg entschieden und räumt damals wie heute Versäumnisse nur nach und nach ein. Das ist ein grober Fehler, auf diese Art wird VW seine Glaubwürdigkeit ewig nicht zurückgewinnen.

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