Volksabstimmung:Schweizer stimmen gegen Gehaltsbremse für Spitzenmanager

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Sollen Spitzenmanager höchstens das Zwölffache eines einfachen Arbeiterlohns verdienen? Die Schweizer stimmten zwar schon gegen Exzesse bei Boni und Abfindungen, aber eine allgemeine Gehaltsbremse für Spitzenmanager haben sie nun per Volksentscheid abgelehnt.

Eine Begrenzung von Managergehältern beim höchstens Zwölffachen eines niedrigen Arbeiterlohns lehnen die Schweizer ab. Die sogenannte 1:12-Initiative der Jungsozialisten sei bei der entsprechenden Volksabstimmung eindeutig durchgefallen, erklärte ein Sprecher des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern kurz nach Schließung der Stimmlokale im Fernsehen.

Trendrechnungen auf der Basis von Wählerbefragungen zeigten, dass der Vorstoß auf 65 Prozent Ablehung gestoßen sei. Der Präsident des Schweizer Arbeitgeberverbandes, Hanspeter Vogt, begrüßte die Entscheidung der Eidgenossen. Sie habe sich bereits abgezeichnet, nachdem die Unternehmen in einem "sachlichen Abstimmungskampf" die Folgen einer 1:12-Deckelung für den Wirtschaftsstandort Schweiz deutlich gemacht hätten.

Juso-Präsident David Roth erklärte im Fernsehen: "Wir sind enttäuscht von diesem Resultat." Er warf den Gegnern der Initiative vor, das "Nein" mit einer Kampagne der Angstmacherei durchgesetzt zu haben. Die Wirtschaftsverbände hatten erklärt, im Falle einer Annahme der Initiative könnten sich große Konzerne aus der Schweiz zurückziehen, was zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten führen würde.

Im vergangenen März hatten in der Schweiz rund 68 Prozent der Stimmberechtigten einer Volksinitiative zugestimmt, die darauf abzielt, Exzesse bei Boni, Abfindungen und Gehältern für Manager börsennotierter Unternehmen durch stärkere Aktionärsrechte zu unterbinden. Nach Erfolg des Referendums kündigte die EU-Kommission eine ähnliche Gesetzesinitiative für die EU an.

Europweite Bemühungen gegen Gehälter-Exzesse

In Deutschland kassieren Spitzenmanager einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zufolge 54-mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter eines Dax-Konzerns. National und International ist schon oft über eine Begrenzung der Spitzenverdienste diskutiert worden. Vorschläge reichen von freiwilligen Kürzungen über konzerninterne Selbstverpflichtungen bis zu allgemeinen, gesetzlichen Obergrenzen.

Bei der Volkswahl an diesem Sonntag waren die rund 5,2 Millionen Stimmberechtigten auch aufgerufen, über Steuererleichterungen für Familien zu entscheiden, die ihre Kinder zu Hause betreuen, und die Erhöhung der PKW-Maut um 150 Prozent auf umgerechnet 80 Euro. Den Trendrechnungen zufolge wurden auch diese beiden Vorschläge abgelehnt.

© sz.de/dpa/kfu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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