Vogelgrippe:Höhn fordert "umfassende Impfstrategie"

Lesezeit: 2 min

Die Vorsitzende im Verbraucherausschuss des Bundestags äußert Kritik am Krisenmanagement der Regierung und fordert eine stärkere Rolle des Bundes bei der Tierseuchenbekämpfung. Nach dem Befall eines Geflügelhofs in Sachsen mit dem H5N1-Virus sind indes bereits 11.000 Tiere getötet worden.

Angesichts des ersten Falls von Vogelgrippe in einem deutschen Nutztierbestand hat die Vorsitzende im Verbraucherausschuss des Bundestages, Bärbel Höhn, das Krisenmanagement der Bundesregierung kritisiert.

Insgesamt 16.000 Tiere des Geflügelhofes müssen getötet werden. (Foto: Foto: dpa)

"Wir brauchen endlich eine umfassende Impfstrategie", sagte die Grünen-Politikerin der Berliner Zeitung. Man könne das Geflügel nicht jahrelang einsperren und damit die Freilandhaltung verhindern.

Höhn forderte zudem eine stärkere Rolle des Bundes bei der Tierseuchenbekämpfung. Dies müsse im Rahmen der Föderalismusreform nachgebessert werden. Bislang sind vor allem Länder und Landkreise mit der Krisenbewältigung betraut.

Nach dem bundesweit ersten Befall eines Geflügelhofes in Wermsdorf mit dem gefährlichen Vogelgrippevirus H5N1 sind in der Nacht zum Donnerstag mehr als 10.000 Puten und Hühner getötet worden.

Zur Stunde laufe der Abtransport der Kadaver von dem sächsichen Zuchtbetrieb in eine Tierkörper-Beseitigungsanlage, sagte Landratssprecherin Margit Gey.

Drei Kilometer Sperrzone um den Geflügelhof

Am Vormittag tagt der Krisenstab von Bund und Ländern in Berlin. In Dresden kommt der sächsische Krisenstab im Sozialministerium zusammen. Am Nachmittag soll feststehen, ob es sich um die aggressive Virusvariante "Asia" handelt.

Der gefährliche Virus-Typ H5N1 war am Mittwoch bestätigt worden. Die Proben aus dem Geflügelbetrieb waren im nationalen Referenzlabor des Friedrich-Loeffler-Institutes (FLI) auf der Insel Riems untersucht worden. Experten des FLI wollen nun analysieren, wie das Virus in den Bestand eingetragen worden ist.

Außer Wildvögeln kommen auch Transporte, Stall-Streu oder Futter als Überträger in Frage. Bis Donnerstagabend sollen auf dem Gelände des Hofs insgesamt 8000 Puten, 4350 Gänse und 3350 Hühner getötet und entsorgt werden. Um das Unternehmen wurden Schutzzonen eingerichtet. Damit gilt drei Kilometer um den Geflügelhof eine Sperrzone. Im erweiterten Umkreis von zehn Kilometern werden Vögel beobachtet.

Sonnleitner mahnt zur Besonnenheit

Der Präsident des Deutschen Bauerverbandes, Gerd Sonnleitner, hat nach dem ersten Fall von Vogelgrippe in einer deutschen Nutztieranlage zur Besonnenheit aufgerufen. "Auch in diesem Fall in Sachsen wurden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, wie die Einrichtung einer Sperrzone, einer Beobachtungs- und einer Pufferzone", sagte Sonnleitner der Sächsischen Zeitung. "Das heißt, es kommt kein Tier mehr raus, die Vogelgrippe wird damit richtig eingegrenzt."

Es sei immer zu befürchten gewesen, dass der Erreger eines Tages von den Wildtieren auch auf Zuchttiere übergreifen würde. Allerdings sei bisher nicht klar, wie die Übertragung in diesem speziellen Fall stattgefunden habe.

Dass innerhalb der Sperrzone alle Tiere getötet werden müssen, dazu sieht auch der Bauernpräsident keine Alternative: "Sonst ist die Gefahr, dass sich die Vogelgrippe ausbreitet, noch größer und dann könnte auch der wirtschaftliche Schaden buchstäblich explodieren," sagte er.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: