Vierter Tag des Geiseldramas auf algerischem Gasfeld:Weitere fünf Geiseln befreit

Vierter Tag des Geiseldramas auf algerischem Gasfeld: Abdul Rahman al-Nigeri, ein aus dem Niger stammender Kämpfer, soll das Kommando über die Geiselnahme auf dem algerischen Gasfeld In Amenas übernommen haben.

Abdul Rahman al-Nigeri, ein aus dem Niger stammender Kämpfer, soll das Kommando über die Geiselnahme auf dem algerischen Gasfeld In Amenas übernommen haben.

(Foto: AFP)

Die Lage auf dem algerischen Gasfeld In Amenas bleibt unklar: Weitere fünf gefangen gehaltene Europäer sind inzwischen in Sicherheit. Doch die Geiselnehmer sollen noch immer bis zu 30 Menschen in ihrer Gewalt haben.

Das Geiseldrama in der algerischen Wüste dauert auch nach vier Tagen an - und damit auch die Ungewissheit über die genaue Lage. Fünf weitere Geiseln sind auf bislang ungeklärten Wegen der Gefangenschaft entkommen und in Sicherheit. Doch es seien immer noch 30 Geiseln in der Gewalt der Terroristen, sagte der algerische Kommunikationsminister Mohammed Said im algerischen Radio.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP mit Berufung auf Sicherheitskreise beruchtet, dass die Angreifer weiter zehn ausländische und algerische Geiseln in ihrer Gewalt hätten. "Die Lage ist seit gestern unverändert, es ist weiter der Status Quo", sagte ein Vertreter der algerischen Sicherheitskräfte am Samstag der Nachrichtagentur AFP. Die Terroristen selbst gaben an, noch drei Belgier, zwei US-Bürger, einen Japaner und einen Briten in ihrer Gewalt zu haben.

Zuletzt wurden noch mehr als 20 Ausländer vermisst. Ungewiss ist, ob sie in der Gewalt der Islamisten sind, die eine Gasförderanlage gestürmt und Geisel genommen haben, oder ob sie bei dem anschließenden Militärangriff umkamen.

Algerische Sondereinsatzkräfte sollen am Samstag 15 verbrannte Leichen auf dem Gelände gefunden haben, wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Berufung auf eine gut informierte Quelle berichtet. Es sei aber noch nicht bekannt, wie die Menschen ums Leben kamen.

Die Führung der Terroristengruppe soll inzwischen ein aus dem Niger stammender Mann namens Abdul Rahman al-Nigeri übernommen haben, wie eine mauretanische Nachrichtenagentur berichtet.

Die Angreifer hatten die Gasförderanlage In Amenas am Mittwoch besetzt. Die schwer bewaffneten Islamisten verlangen unter anderem das Ende des von Frankreich angeführten internationalen Militäreinsatzes in Mali. Am Donnerstag griff das Militär an. Hundert Ausländer und 600 Algerier sollen dabei aus der Anlage befreit worden sein.

Die algerische Armee hat den umstrittenen Militäreinsatz unterdessen verteidigt. Er sei "eine Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten", zitierte die Tageszeitung El-Khabar einen namentlich nicht genannten Armeesprecher. Bei dem Einsatz wurden nach Regierungsangaben zwölf Geiseln getötet. Anderen Berichten zufolge kamen bis zu 30 Geiseln ums Leben, unter ihnen wohl zahlreiche Ausländer. Von den möglicherweise 32 Geiselnehmern wurden 18 nach algerischen Angaben "außer Gefecht gesetzt".

Mehrere Geiseln in Sicherheit

Am Freitagabend wurden nach Angaben der Regierung in Bukarest drei Rumänen befreit. Zudem gelangten zwei weitere Mitarbeiter des norwegischen Konzerns Statoil in Sicherheit. Wie die beiden Norweger freikamen, teilte das Unternehmen, das die Anlage gemeinsam mit dem britischen Energieriesen BP und dem algerischen Staatsunternehmen Sonatrach betreibt, nicht mit. Sechs weitere Mitarbeiter würden noch vermisst, hieß es lediglich. Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte, es würden noch zehn Japaner vermisst.

Angesichts der andauernden Geiselkrise in Algerien und des Konflikts in Mali hat US-Verteidigungsminister Leon Panetta versichert, dass die USA "alle nötigen Schritte" zum Schutz ihrer Bürger treffen würden. In einem BBC-Interview begrüßte Panetta die französische Militärintervention gegen islamistische Milizen im Norden Malis. Zudem sicherte er auch anderen Ländern der Region die Unterstützung der USA im Kampf gegen Extremisten zu. Ob dies eine direkte Intervention der US-Streitkräfte bedeute, müsse jedoch später entschieden werden, sagte der Pentagon-Chef während eines Besuchs in London.

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