Video aus Lampedusa:Behandlung von Flüchtlingen empört Italien

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Die Bilder sorgen in Italien für Aufregung: In einem Video ist zu sehen, wie Flüchtlinge auf der Insel Lampedusa im Freien geduscht werden. Politiker sprechen von "KZ-ähnlicher Behandlung".

Eine offensichtlich erniedrigende Behandlung von Flüchtlingen in dem Aufnahmezentrum der Insel Lampedusa schockiert Italien. Bilder in italienischen Medien zeigen, wie sich Migranten in dem Zentrum reihenweise im Freien nackt an einer Wand aufstellen müssen, um dann in der winterlichen Kälte aus hygienischen Gründen mit einem Mittel gegen Krätze abgespritzt zu werden.

Missstände in dem zumeist überfüllten Aufnahmelager auf der kleinen Insel zwischen Tunesien und Sizilien hatten bereits mehrfach für negative Schlagzeilen gesorgt. In Rom prangerte Italiens Regierungschef Enrico Letta die "schlimmen Bilder" von Lampedusa an. Er will klären lassen, wer für das Vorgehen verantwortlich sei. Fehlverhalten werde bestraft, kündigte Innenminister Angelino Alfano an.

"KZ-ähnliche Behandlung"

"Ihre 'Schuld' besteht darin, sich die Krätze zugezogen zu haben", kritisierte am Mittwoch der rechtsliberale Mailänder Corriere della Sera. Diese respektlose Behandlung der Flüchtlinge sei erniedrigend. Die permanente Überfüllung des Zentrums sei unhaltbar, das Personal könne trotz aller Bemühungen nur unzulänglich helfen, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR.

Seit Jahren sei Rom gebeten, Migranten rascher von Lampedusa zu verlegen. In dem TV-Bericht beklagte sich ein namentlich nicht genannter Flüchtling, wie ein "Tier" behandelt zu werden. Er habe mindestens 65 Tage in dem Zentrum verbracht, wobei Migranten doch innerhalb von 48 Stunden in ein anderes Zentrum gebracht werden sollten, hielt das UNHCR fest.

Die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini, hat das Innenministerium in Rom für die Situation verantwortlich gemacht und von "KZ-ähnlicher" Behandlung gesprochen. Massive Flüchtlingswellen aus Afrika und dem Nahen Osten sorgen immer wieder für Chaos auf der Insel, oft sind dann 1000 oder mehr Migranten in dem Zentrum untergebracht, das nur für 250 angelegt ist.

© dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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