Für den Fotografen posiert Kustawlet Tasibajew zuhause im traditionellen Gewand. Der 90-Jährige lebt in der Stadt Talgar, im Süden Kasachstans. Tasibajew war sieben Jahre Soldat in der Sowjetarmee, gegen Kriegsende war er in Port Arthur in Japan im Einsatz.
Auch Kasachstan versucht seit dem Ende der Sowjetunion eine eigene Identität zu finden. Das Land war für Stalin ein Ort für ihm ungenehme Volksgruppen. Hierher ließ er Millionen Menschen deportieren, darunter Deutsche, Koreaner, Tschetschenen, Tartaren. Als Kasachstan 1991 unabhängig wurde, waren gerade mal 40 Prozent der Einwohner ethnische Kasachen, die meisten konnten ihre eigene Sprache nicht sprechen. Ihre Vorfahren waren Nomaden und haben kaum handschriftliche Zeugnisse hinterlassen.
Seitdem entstand nicht nur eine neue Flagge, sondern eine neue Hauptstadt im Norden. Wer heute im öffentlichen Bereich arbeiten will, muss kasachisch sprechen, viele Straßenschilder sind nur noch einsprachig. Nicht-ethnische Kasachen fühlen sich zunehmend an den Rand gedrängt (über die Schwierigkeiten der Identitätsfindung hier mehr).