Vertreter der Bundeskanzlerin:Eintagskanzler

Wenn Angela Merkel in den Urlaub fährt, dürfen ihre Vertreter auch mal auf den Chefsessel. Aber nur kurz.

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Kabinett

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Einmal vom Chefsessel winken - wer weiß, wann die Gelegenheit wiederkommt. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat es nicht leicht im Moment. Aus der Partei weht ihm permanente Kritik entgegen und die Umfragewerte für die SPD sind an der 25- Prozent-Marke derart einbetoniert, dass Genosse Torsten Albig schon jetzt daran zweifelt, ob die SPD bei der Bundestagswahl 2017 überhaupt einen Kanzlerkandidaten braucht. Sollte es in zwei Jahren doch einen Kandidaten geben, dann fände Gabriel derzeit nicht mal in den eigenen Reihen eine Mehrheit. Nur jedes dritte SPD-Mitglied, das geht aus einer aktuellen Forsa-Umfrage hervor, hält den Parteivorsitzenden für den geeigneten Kandidaten.

Umso mehr könnte Gabriel (im Bild mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier, SPD, und Kanzleramtsminister Peter Altmaier, CDU) den großen Auftritt an der Spitze des Kabinetts auskosten, den die urlaubende Angela Merkel ihm verschafft hat. Und was macht der Vizekanzler? Beendet die Sitzung nach einem rekordverdächtigen Sprint von nur 13 Minuten.

Kabinett berät erstmals unter Westerwelle

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Guido Westerwelle (FDP) ließ sich da mehr Zeit, als er Anfang August 2010 aushilfsweise den Platz an der Glocke einnehmen durfte (das Läuten der Glocke öffnet und schließt die Sitzungen). Der damalige Außenminister berief nach der Kabinettssitzung sogar noch eine Pressekonferenz ein, in der er berichtete: "Man empfindet es als große Ehre, dass man dem Land dienen darf."

Philipp Rösler

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Ein Jahr nahm Philipp Rösler, Westerwelles FDP-Kollege und Nachfolger als Vizekanzler, im Chefsessel Platz. Ähnlich wie Westerwelle kleidete auch Rösler seine Gefühle in seltsam unpersönliche Worte: "Ein bisschen aufgeregt war man schon, aber es war ja eine vergleichsweise einfache Sitzung", sagte Rösler. Zur Belohnung für so viel Bescheidenheit durfte er Merkel im darauf folgenden Jahr noch einmal vertreten - ehe er 2013 mit der FDP den jähen Sturz vom Kabinettsstuhl in die außerparlamentarische Opposition erlebte.

Kabinett

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Mit den ganz großen Themen durfte sich Frank-Walter Steinmeier (SPD) nicht beschäftigen, als er Ende Juli 2007 Merkels Urlaubsvertretung gab; auf der Tagesordnung stand ein Gesetzentwurf, der bei unerlaubter Telefonwerbung eine Geldbuße bis zu 50 000 Euro und bei telefonisch abgeschlossenen Verträgen ein 14-tägiges Widerrufsrecht vorsah. 2009 versuchte Steinmeier, den Kanzlerstuhl wieder dauerhaft für die SPD einzunehmen - und erhielt als Kanzlerkandidat bei der Wahl sogar noch zwei Prozentpunkte weniger als die heute berüchtigten 25 Prozent.

Kabinett - Gabriel und Müntefering

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2007 präsidierte der damalige Bundesarbeitsminister Franz Müntefering einmal für Merkel im Kabinett - der erste der insgesamt fünf (männlichen) Vizekanzler der Ära Merkel. Hinter ihm läuft Gabriel durchs Bild, damals Umweltminister.

Erste Kabinettssitzung Kabinett Merkel

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Gekommen, um zu bleiben: Am 22. November 2005 leitete Angela Merkel erstmals eine Kabinettssitzung als Kanzlerin. Seitdem bleibt den Münteferings, Steinmeiers, Röslers, Gabriels und Westerwelles nur die Ersatzbank - und die Erinnerung an einen Tag im Chefsessel, der wohl vor allem deshalb unvergesslich ist, weil er meist nicht wiederkommt.

© SZ.de/pamu/kjan/rus
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