Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen:Ehrgeizig, zäh, streitbar

Ursula von der Leyen gilt als zielstrebig. Die Karriere der Ärztin verlief steil. Knapp 13 Jahre nach dem Start ihrer politischen Laufbahn hat sie bereits zwei Bundesministerien geleitet. Jetzt muss sich die CDU-Politikerin als erste Verteidigungsministerin Deutschlands bewähren.

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Ursula von der Leyen gilt als zielstrebig. Die Karriere der Ärztin verlief steil. Knapp 13 Jahre nach dem Start ihrer politischen Laufbahn hat sie bereits zwei Bundesministerien geleitet. Jetzt muss sich die CDU-Politikerin als erste Verteidigungsministerin Deutschlands bewähren. Ihre erste Reise als Verteidigungsministerin hat Ursula von der Leyen nach Afghanistan geführt. In Masar-i-Scharif betont sie, dass das deutsche Engagement am Hindukusch weitergehe. "Man hat mich sehr warm und herzlich aufgenommen, dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe einen enormen Respekt vor der Aufgabe und weiß, dass ich viel zu lernen habe", sagt die neue Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt.

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Ein Besuch der Bundeswehrsoldaten kurz vor dem Weihnachtsfest hat Tradition. "Ich bin von ganzem Herzen stolz und dankbar, Ihre Verteidigungsministerin zu sein", sagt sie. Das wichtigste sei der Schutz der Menschen, die hier im Einsatz seien. "Das Material muss so gut sein, dass die Menschen, die hier arbeiten, auch geschützt sind."

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Bei der Postenverteilung in der großen Koalition war ihre Ernennung die größte Überraschung: Lange galt die Medizinerin als heiße Kandidatin für das Gesundheitsministerium. Als erste Frau leitet von der Leyen künftig das Verteidigungsressort. Das Amt gilt als eines der prestigeträchtigsten und gleichermaßen härtesten im Kabinett. Die Liste zurückgetreter Vorgänger ist lang. Doch von der Leyen lässt sich nicht schrecken. Bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags stößt sie mit ihren Ministerkollegen an.

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Mit militärischen Ehren wird der neue Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) aus dem alten Amt verabschiedet. Seit der Drohnen-Affäre steht er in der Kritik. Der ehemalige Verteidigungsminister hinterlässt viele Baustellen. Er habe eine "gerade Furche gezogen, aber das Feld ist noch lange nicht gepflügt", kommentierte von der Leyen. Auf sie warten Mammutaufgaben: Die große Reform der Bundeswehr wird seit Jahren diskutiert und nun schrittweise durchgeführt. Die Größe der Truppe wird auf 185.000 Personen geschrumpft, Kasernen werden geschlossen, andere Standorte zusammengelegt und der vollständige Rückzug aus Afghanistan muss koordiniert werden. "Ich bin bereit zu lernen", betont von der Leyen in einem Interview im "heute-journal". Ihr Ziel sei es, die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver zu machen und weiter für Frauen öffnen. Zehn Prozent der Berufs- und Zeitsoldaten sind weiblich.

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"Ohne Angela Merkel hätte ich das alles nicht geschafft. Sie spürte instinktiv, dass meine Ideen den Nerv der Zeit treffen. Und wenn sie mich bei meiner forschen Art nicht ab und zu gebremst hätte, wäre ich nie so weit gekommen", sagte von der Leyen 2010 in einem Interview mit der SZ. Als Verteidigungsministerin hat sie die Befehls- und Kommandogewalt über die deutschen Streitkräfte, derzeit rund 184.000 Soldaten. Nur im Verteidigungsfall übernimmt die Kanzlerin die Führung. Beweist sich von der Leyen nun auch international, könnte sie sich als Nachfolgerin Merkels empfehlen. Dass diese 2017 abtreten wird, gilt als sicher, die Ambitionen von der Leyens ebenfalls.

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Sie habe einen "Mordsrespekt" vor den anstehenden Herausforderungen. Beliebt ist von der Leyen zwar nicht überall. Doch die frühere niedersächsische Sozialministerin und CDU-Vize gilt als rhetorisch begabt und zäh. Auf dem internationalen Parkett bewegt sich von der Leyen sicher. Sie studierte in London und arbeitete in Stanford, Kalifornien. Mit diesem Erfahrungsschatz fühlt sie sich auch als Verteidigungsministerin gerüstet.

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Dass sich von der Leyen im als Männerdomäne geltenden Verteidigungsressort durchsetzen kann, zweifeln nur wenige an. Dennoch zog die Ernennung bisweilen sexistische Spötteleien nach sich. Fotomontagen von Soldaten mit einem Haarhelm nach dem Vorbild von der Leyens oder ein Bild der Ministerin als offenherzige, schwer bewaffnete Computerspiel-Heldin Lara Croft waren die Antwort auf die neue Chefin der Bundeswehr. "Die Truppe hört jetzt auf Kommandos im Sopran" titelte die Welt. Nach der Ernennung war die neue Verteidigungsministerin Gast in Günther Jauchs Talk-Runde. Auf die Frage, ob sie etwas von ihrem neuen Fachgebiet verstehe, antwortete von der Leyen: "Ich habe nicht gedient." Als Nachteil sieht sie das jedoch nicht. Und zumindest als unangefochtene Talkshow-Königin ist ihre Bilanz glänzend. Mit neun Auftritten war sie 2012 bei ARD und ZDF Dauergast. Da konnte nur FDP-Politiker Wolfgang Kubicki mithalten.

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Ursula Gertrud Albrecht kommt 1958 als Tochter des langjährigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht in Brüssel zur Welt. Mutter Heidi-Adele war promovierte Germanistin und arbeitete als Journalistin. In der Familie war sie das "Röschen". 1990 tritt sie mit 32 Jahren der CDU, der Partei ihres Vaters, bei.

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Ein steiler Aufstieg folgt. Ihre politische Karriere startet die Ärztin 2001 in der Kommunalpolitik als Vizeortsbürgermeisterin von Ilten und Chefin der CDU-Fraktion in Sehnde. Kurz darauf zieht sie in den niedersächsischen Landtag ein. 2003 ernennt der damalige Hannoveraner Regierungschef Christian Wulff von der Leyen zur Sozialministerin.

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2005 zieht Ursula von der Leyen als Familienministerin zum ersten Mal in das Kabinett ein. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler überreicht ihr 2005 im Schloss Charlottenburg die Ernennungsurkunde. Mit dem Ausbau von Krippen und dem Elterngeld stellt die Bundesministerin die Familienpolitik um. Wegen ihres Gesetzesvorstoßes zu Internetsperren als Maßnahme gegen Kinderpornografie erhält sie den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Zensursula".

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Selbst mit sechs Geschwistern aufgewachsen, verweist die siebenfache Mutter immer wieder auf die Bedeutung ihrer Großfamilie. Seit 1986 ist sie mit dem Mediziner Heiko von der Leyen verheiratet. Ihr privates Glück und die heimische Idylle inszeniert sie vor allem zu Zeiten als Familienministerin gerne medienwirksam, sei es bei der Weihnachtsbäckerei oder Reitturnieren der Töchter.

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Von 2009 bis 2013 ist Ursula von der Leyen Arbeitsministerin und kann dabei vor allem die positive Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt zu ihrem Vorteil nutzen. Doch ihre Projekte, Geringverdienerrente und Frauenquote, stoßen seitens der FDP und in den eigenen Reihen auf Widerstand. Bildungsgutscheine und ihr angestrebter Kampf gegen Altersarmut finden wenig Anklang. Dass die Sozialdemokraten in der großen Koalition das Arbeitsressort für sich beanspruchen, stand lange fest. Andrea Nahles, bislang Generalsekretärin der SPD, beerbt von der Leyen nun.

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Ende 2010 wählt der CDU-Bundesparteitag von der Leyen zu einer von vier Stellvertretern von Parteichefin Merkel. Wegen ihres Vorstoßes zur Frauenquote vor der Wahl mit der Drohung, notfalls mit der Opposition zu stimmen, macht sich die Politikerin in der eigenen Partei unbeliebt. Bei der Wahl zur stellvertretenden Parteivorsitzenden erhielt sie 2012 auf dem CDU-Parteitag in Hannover von den Delegierten nur magere 69 Prozent der Stimmen.

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Nach dem Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler 2010 handeln Beobachter Ursula von der Leyen als favorisierte Nachfolgerin. Gerne wäre sie ins Schloss Bellevue eingezogen. Doch schließlich fällt die Wahl auf Christian Wulff, der ihre Karriere im niedersächsischen Landtag maßgeblich vorangetrieben hat.

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Als Schlangengrube und Schleudersitz gilt das Amt im Verteidigungsministerium. Wie einst Karl-Theodor zu Guttenberg genießt von der Leyen künftig die volle Aufmerksamkeit. Doch neben viel Arbeit und Druck bringt so ein Ministerposten hin und wieder auch einen Hauch von Glamour mit sich, wie hier bei der Verleihung des Medienpreises 2012 in Baden-Baden. Von der Leyen würdigt das politische Engagement des Schauspielers George Clooney mit den Worten, er mache Dinge ganz oder gar nicht. Damit hat die ehrgeizige Politikerin ihren Anspruch an sich selbst wohl auf den Punkt gebracht.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/isa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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