Vermutete Vergiftung:Spekulationen um mysteriösen Tod von BND-Mann

Der Tod eines deutschen Agenten in München gibt den Ermittlern Rätsel auf. Die Familie spricht von Mord, eine Zeitung zieht Parallelen zum Fall Litwinenko und der BND von einem ärztlichen Kunstfehler. Angeblich war der Tote ein wichtiger Zeuge im Untersuchungsausschuss zur Causa Kurnaz.

Die Berliner Zeitung schrieb, der 57-Jährige solle vor seinem Tod Angehörigen gesagt haben, er sei wegen eines Giftanschlags erkrankt und er kenne auch die Täter.

Ende vergangenen Jahres sei der Mann mit rätselhaften Lähmungserscheinungen in eine Münchner Klinik eingeliefert worden. Nachdem er schon auf dem Wege der Besserung schien, sei er kurz vor Weihnachten gestorben. Nach Angaben des Blattes war der Tote nicht nur ein wichtiger Zeuge im BND-Untersuchungsausschuss, sondern auch eine zentrale Figur in vergangenen Affären um den BND.

Der Bundesnachrichtendienst wies inzwischen Spekulationen über eine mögliche Vergiftung eines hochrangigen Mitarbeiters sowie über Zusammenhänge zum BND-Untersuchungsausschuss zurückgewiesen. Weder die Obduktion, noch die laufende toxikologische Untersuchung hätten bisher Spuren auf eine Vergiftung oder gar den nuklearen Stoff Polonium ergeben, sagte BND-Sprecher Stefan Borchert.

"Es gab bisher keinerlei Ergebnisse, dass es sich in irgendeiner Weise um einen unnatürlichen Tod gehandelt haben könnte."Dabei wies er insbesondere den Hinweis der Berliner Zeitung auf Polonium zurück, mit dem im vergangenen Jahr der russische Ex-Agent Alexander Litwinenko ermordet worden war.

Die Staatswanwaltschaft rätselt

Fakt ist: Der Tod des BND-Beamten gibt der Staatsanwaltschaft München Rätsel auf. Der Mann sei Ende 2006 in einer Klinik gestorben, bestätigte der Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler. Auf Wunsch der Angehörigen habe die Staatsanwaltschaft ein Verfahren zur Todesermittlung eingeleitet.

BND-Sprecher Borchert sagte, er warne vor einer "Irreführung der Öffentlichkeit - mit dem Versuch, eine Schlagzeile zu produzieren". Obduktion und toxikologische Untersuchung seien eingeleitet worden, "weil man den Verdacht hatte, dass es sich um einen (ärztlichen) Kunstfehler gehandelt hat", sagte Borchert.

Der Mann sei in keiner Weise mit dem Untersuchungsausschuss befasst oder als Zeuge geladen gewesen. Es bestehe auch keine Verbindung zur Untersuchung der Fälle des freigelassenen Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz oder der angeblichen Entführung des deutschen Staatsbürgers Khaled El Masri im Jahr 2004. "Auch da besteht überhaupt keine Verbindung."

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