Vermittler:Banker, Berater und andere Mittelsmänner

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Unter den fünf wichtigsten Vermittlern von Briefkastenfirmen sind neben der Kanzlei Mossack Fonseca auch zwei große Schweizer Banken: die UBS und die Credit Suisse.

Von Vanessa Wormer

Der Weg zu einer Briefkastenfirma führt in der Regel über einen Vermittler. Ohne ihn würde das Offshore-Geschäft faktisch zum Erliegen kommen. Der Vermittler nämlich wendet sich an die Behörden der jeweiligen Steueroase, erledigt den Papierkram, zahlt die nötigen Gebühren, holt sich die Stempel ab. Fertig ist die Briefkastenfirma. Insgesamt tauchen in den Bahamas-Leaks-Daten 539 Vermittler auf. Gemessen an der Zahl der gegründeten Firmen ist der größte unter diesen Vermittlern die Firma Mossack Fonseca: jene Firma also, die im Mittelpunkt des Panama-Papers-Skandals stand.

Unter den fünf wichtigsten Vermittlern von Briefkastenfirmen sind ausweislich der Bahamas-Leaks aber auch zwei große Schweizer Banken: die UBS und die Credit Suisse. Beide mussten in der Vergangenheit mehrmals hohe Strafen zahlen, weil sie ihren Kunden beim Hinterziehen von Steuern geholfen hatten. Als das US-Justizministerium zwischen 2009 und 2014 gegen die Schweizer UBS vorging, standen die Bahamas im Mittelpunkt der Ermittlungen. Wie die geleakten Unterlagen nun zeigen, vermittelte die UBS mehr als 9700 Firmen auf den Bahamas, bei der Credit Suisse geht es um etwa 8300. Auf Anfrage erklärt die UBS, dass sie nicht aktiv Offshore-Firmen verkaufe. Man unterstütze jedoch Kunden, "die das Bedürfnis haben, aus legitimen Gründen wie beispielsweise der Nachlassplanung ihr Vermögen zu strukturieren." Die Credit Suisse teilt mit, dass sich das Unternehmen an geltende Gesetze halte.

Die Bahamas sind ein Paradies für Banken: Die letzten offiziellen Angaben stammen aus dem Jahr 2007, als etwa 250 Banken und Vermögensverwaltungsfirmen auf den Bahamas registriert waren. Aktuell sollen es rund 400 sein. Die meisten Banken befinden sich in der Hauptstadt Nassau. Insgesamt liegen 223 Milliarden Dollar in den Bankdepots auf den Bahamas, das ist das 26-fache des Bruttoinlandsprodukts des Landes. Das Geld dürfte auch durch das strenge Bankgeheimnis der Bahamas angelockt worden sein. Dieses kann vom Obersten Gerichtshof nur aufgehoben werden, wenn gegen Gesetze der Bahamas verstoßen wurde. Steuerhinterziehung gehört nicht zu den verfolgten Delikten.

Deutsche Banken tauchen in den Bahamas-Leaks nicht als Vermittler von bahamaischen Firmen auf. Wer hingegen in dem Leak aufscheint, sind drei der als "Big Four" bezeichneten, weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, nämlich: Pricewaterhouse-Coopers, KPMG und Ernst & Young. Auch sie vermittelten demnach Offshore-Firmen auf den Bahamas. PricewaterhouseCoopers wollte sich nicht zu einzelnen Firmen äußern, man halte sich aber an die maßgeblichen Gesetze. Ein KPMG-Sprecher betonte, ohne ins Detail zu gehen, seine Firma arbeite "rechtmäßig und mit Seriosität". Ernst & Young erklärte, sich nicht zu einzelnen Geschäftsbeziehungen zu äußern, man berate die Kunden aber im Einklang mit nationalen und internationalen Gesetzen.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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