Vermeintliche historische Fehler:Wirbel um Köhler-Rede

Die Diskussionen um die Rede von Bundespräsident Horst Köhler zum 20. Jahrestag der Leipziger Montagsdemonstration halten an. Nun werden die Fakten überprüft.

Die Panne bei der Rede von Bundespräsident Horst Köhler zum 20. Jahrestag der friedlichen Revolution in Leipzig beschäftigt die Historiker. Die Prüfung der umstrittenen Passage dauert an. "Das wird sich sicherlich ein paar Tage hinziehen", sagte ein Sprecher des Bundespräsidialamtes.

Der Redetext mit möglicherweise falschen historischen Fakten war am Vormittag weiterhin im Internet zu lesen. So lange die Fakten nicht geklärt seien, gebe es "keine Veranlassung", die so gehaltene Rede zurückzuziehen, sagte der Sprecher.

Köhler hatte am Freitag bei einem Festakt in Leipzig zur Lage bei der Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 gesagt: "Vor der Stadt standen Panzer, die Bezirkspolizei hatte Anweisung, auf Befehl ohne Rücksicht zu schießen. Die Herzchirurgen der Karl-Marx-Universität wurden in der Behandlung von Schusswunden unterwiesen, und in der Leipziger Stadthalle wurden Blutplasma und Leichensäcke bereitgelegt."

Nach Recherchen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) ist diese Darstellung nicht korrekt. Der Bundespräsident habe seine Angaben wahrscheinlich aus einem bekannten Buch, das teils falsche Fakten enthalte.

Unterdessen hat der frühere Leipziger Nikolaikirche-Pfarrer Christian Führer die Diskussion um die Rede von Bundespräsident Horst Köhler als "völlig unangemessen" bezeichnet. Die meisten von Köhler in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Leipziger Montagsdemonstration am Freitag genannten Details könne er bestätigen.

So seien nach seiner Kenntnis tatsächlich Panzer in Richtung Leipzig gerollt, vor Erreichen der Stadt dann aber wieder gestoppt worden, sagte Führer. Er selbst habe damals außerdem vor der Demonstration von Ärzten erfahren, dass sich die Krankenhäuser auf die Behandlung von Schusswunden vorbereiteten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: