Verletzter Gouverneur Arnold Schwarzenegger:Tapfer leiden und zuschlagen

Der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat sich bei einem Ski-Unfall verletzt, beißt tapfer die Zähne zusammen und hat schon wieder große Pläne.

Von Stefan Kornelius

Bei dem Mann handelt es sich ja um einen großen Zähnezusammenbeißer, einen, der die größten Verletzungen überstanden und schlimmste Verwundungen ausgeheilt hat. Aber diesmal tut es weh. Verdammt weh.

Gouverneur Schwarzenegger auf Krücken, dpa

Der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger nach einem Ski-Unfall auf Krücken

(Foto: Foto: dpa)

So weh, dass selbst das Lächeln gefriert und der Atem schnell geht. Arnold Schwarzenegger atmet kurz, als müsse er zwischen den Schmerzschüben die Verkrampfung lösen.

Er erklimmt das Podium, um eine politische Sensation zu verkünden, aber erst wird er nach dem Schmerz gefragt. Oder weniger teilnahmsvoll: Wie er, der Unverwundbare, derartig von den Füßen geholt werden konnte.

Natürlich war es eine saublöde Sache, am 23.Dezember, auf einem Skihang. Schwarzenegger, einst Österreicher und damit Skifahrer, heute Gouverneur der fünftgrößten Volkswirtschaft der Erde, verhakt sich am Skistock und fällt.

Oberschenkelbruch, Operation mit Eisen und Nägeln. Der Gouverneur Kaliforniens lässt nicht viel darüber verlauten. Denn nun hätte die stärkste Phase seines politischen Lebens beginnen können, doch ihn quält der Schmerz. So sehr, dass er sich bei seiner Frau für Wutausbrüche entschuldigt. "Ich hasse nichts mehr, als so eine Behinderung zu haben", Maria Shriver, die Gattin, bekomme das zu spüren.

Zunächst spielt das Gouverneursbüro die Sache herunter. Ist ja auch nicht besonders schmeichelhaft, wenn der Supermann auf einem Rettungsschlitten abtransportiert werden muss. Dann gibt Schwarzenegger dem Volk einen Skikurs: Ein Unfall bei niedriger Geschwindigkeit sei eben viel verhängnisvoller als ein Crash bei 50 Meilen in der Stunde.

Geschwindigkeitsrausch

"Ich bin oft mit dieser Geschwindigkeit aufgeknallt, und es ist nichts passiert", spricht der Terminator, und das Journalistenvolk lacht, weil die Vorstellung grotesk wirkt, dass der Hochgeschwindigkeits-Darsteller sich aus dem Stand den Oberschenkel bricht.

Kann aber passieren, wenn sich die Bindung nicht öffnet. Außerdem ist das Bein genau an der Stelle gebrochen, an der er sich vor fünf Jahren ein künstliches Hüftgelenk einsetzen ließ. Noch ein interessantes Detail aus der Medizin-Geschichte eines Mannes, über den man alles zu wissen glaubte.

Nicht auszudenken, welchen Furor er erzeugt hätte, redete nicht alle Welt über sein Bein. Einen Dreifach-Schlag versetzte er Kalifornien zu Beginn der zweiten Amtszeit als Gouverneur. Er wurde eingeschworen, dann versprach er Sensationelles in der Klimapolitik. Schließlich die atemraubende Idee in der Gesundheitspolitik.

Und am Ende der ereignisreichen Woche sollte Schwarzenegger den Plan für einen ausgeglichen Etat vorlegen, was bei 143,4 Milliarden Dollar manche Regierung erst nachmachen muss.

Governeur mit neuen Ideen

Aufmerksamkeit in den USA erregte zunächst das Versprechen, allen Kaliforniern kostenlose Gesundheitsfürsorge zuteil werden zu lassen. Ein revolutionärer Vorschlag in einem Land, das so intensiv über sein Gesundheitswesen streitet wie die Bundesrepublik.

Schwarzeneggers Kalkül ist simpel: An der Westküste leben viele Immigranten und Unversicherte, die in die Klinik-Notaufnahmen drängen, wo sie laut Gesetz behandelt werden müssen. Schickt man sie zu einem regulären Arzt, kommt es den Staat billiger.

Schwarzeneggers anderer Schlag ist mindestens so weitreichend: Per Dekret verpflichtete er Raffinerien und Tankstellenketten, den Ausstoß von Kohlendioxid aus ihren Produkten um zehn Prozent zu senken.

Fachleute sagen, dies werde nur erreicht, wenn Treibstoffe wie Ethanol und Biodiesel den Markt erobern. Der Markt wird's richten, weiß auch Schwarzenegger, "weil Kalifornien die Muskeln hat, damit sich was ändert".

Weil sich Schwarzenegger mit Muskeln auskennt, darf ganz Amerika gespannt sein. Der Gouverneur spielt die große Klaviatur, hat binnen Tagen die wichtigsten Innenpolitik-Themen besetzt und lässt Washington frech wissen: "Wir tun die Dinge, die der Bund eigentlich erledigen müsste."

Es kursieren Spekulationen, ob er sich von den Republikanern lossagen und als Unabhängiger regieren könnte - jetzt, da er eine eher linke Agenda verfolgt. Da lacht Schwarzenegger, trotz Schmerzen, und es folgt die Litanei von der großen Gemeinschaft der Kalifornier und Dingen, die zu erledigen sind.

Präsident der USA kann er wohl nicht werden, weil Österreicher von Geburt. Aber Senator in Washington, das wäre drin. Zur Zeit geht Arnold Schwarzenegger lieber nach Hause, die Beine hochlegen. Die Schmerzen müssen stark sein.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: