Verhandlungen um Zukunft des Kosovo:Kosovo-Troika erklärt Gespräche für gescheitert

Der Abschlussbericht der Kosovo-Troika an die Vereinten Nationen ist ein Dokument des Scheiterns. Nun droht ein Machtkampf mit Russland, das trotzdem weiterverhandeln will.

Serbien und Russland wollen die Zukunft des Kosovos in weiteren Gesprächen klären, obwohl die Vermittlungsbemühungen bisher keinerlei Fortschritte gebracht haben.

Verhandlungen um Zukunft des Kosovo: Die Forderung Russlands nach einer Fortsetzung der Verhandlungen fand kein Gehör bei den Amerikanern: US-Außenministerin Condoleezza Rice und der russische Außenminister Sergej Lavrov auf dem NATO-Russland-Rat.

Die Forderung Russlands nach einer Fortsetzung der Verhandlungen fand kein Gehör bei den Amerikanern: US-Außenministerin Condoleezza Rice und der russische Außenminister Sergej Lavrov auf dem NATO-Russland-Rat.

(Foto: Foto: dpa)

US-Außenministerin Condoleezza Rice machte dagegen nach der Übergabe des Berichts der Kosovo-Troika aus EU, USA und Russland deutlich, dass Washington keine weiteren Verhandlungen mehr unterstützen werde.

In dem Bericht an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wurde am Freitag eingeräumt, dass es der Troika nicht gelungen sei, eine einvernehmliche Lösung zwischen Serben und Kosovo-Albanern über den künftigen Status der serbischen Provinz herbeizuführen.

Rice sagte dazu in Brüssel, die Zeit für Gespräche sei vorbei. Man dürfe die Realität auf dem Balkan nicht ignorieren und müsse jetzt die nächste Stufe erreichen, forderte Rice.

Die meisten europäischen Staaten unterstützen die Unabhängigkeitsbestrebung des Kosovos. Der russische UN-Gesandte Witali Tschurkin hingegen wollte nicht von einem Scheitern sprechen und nannte das Ergebnis der Verhandlungen ermutigend. Russland werde deshalb weitere Gespräche fordern. Serbien schloss sich dem am Samstag an.

Eine Unabhängigkeitserklärung der Provinz wäre ein "Experiment mit unvorhersehbaren Folgen", warnte Ministerpräsident Vojislav Kostunica in einer in Belgrad veröffentlichten Erklärung. "In Europa werden noch viel kleinere Probleme als das Kosovo in Verhandlungen zu lösen versucht", sagte er. "Es ist undenkbar, dass jemand nicht verhandeln will und stattdessen einseitige Optionen wählt."

Der kosovo-albanische Politiker und voraussichtliche nächste Ministerpräsident der Provinz, Hashim Thaci, erklärte dagegen in einem AP-Interview den Verhandlungsprozess für beendet. "Jetzt ist die Zeit der Entscheidung, der Klarheit - wir brauchen einen Neustart für unser Land", sagte der einstige Rebellenführer.

Bans Sprecherin Michele Montas erklärte, der Bericht werde am Sonntagabend an den Weltsicherheitsrat weitergeleitet. Dies steht im Einklang mit der Abgabefrist am 10. Dezember. Der Sicherheitsrat wird voraussichtlich am 19. Dezember darüber beraten.

Die Gesandten der Troika erklärten, dass es sich bei den Verhandlungen um die ranghöchsten Gespräche beider Parteien seit dem Ende des Kosovo-Krieges 1999 gehandelt habe. Beide Seiten hätten außerdem die Bedeutung einer europäischen Perspektive im gegenseitigen Verhältnis mit dem Wunsch herausgestellt, "eine gemeinsame Zukunft unter dem Dach der Europäischen Union anzustreben".

Die Zukunft des Kosovos, das seit 1999 unter UN-Verwaltung steht, bleibt indes ungewiss. Die Kosovo-Albaner sind entschlossen, in Kürze die Unabhängigkeit der Provinz auszurufen, was die serbische Regierung entschieden ablehnt.

Ausgangspunkt der Verhandlungen war der Plan des UN-Sondergesandten Martti Ahtisaari, der die Unabhängigkeit des Kosovos unter internationaler Aufsicht vorschlug.

Dieser Plan würde jedoch im Weltsicherheitsrat scheitern, weil Russland sein Veto gegen jede Regelung angekündigt hat, die auf den Widerstand Belgrads stößt.

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