Verhältnis Israel und Türkei:Sie reden wieder miteinander

Nach einem Monat diplomatischer Eiszeit treffen sich der türkische Außenminister und der israelische Handelsminister zu einem vorsichtigen Gespräch. Dennoch: Israels Außenminister ist empört. Ihm hatte niemand Bescheid gegeben.

Einen Monat nach dem Angriff auf die türkische Hilfsflotte haben Israel und die Türkei wieder Kontakt zueinander aufgenommen. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu habe den israelischen Industrieminister Benjamin Ben-Elieser zu einem vertraulichen Gespräch getroffen, berichteten türkische Medien am Donnerstag.

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Nach dem Angriff auf die türkische Hilfsflotte durch ein israelisches Spezialkommando war das Verhältnis zwischen den beiden Staaten extrem angespannt. In der Türkei kam es zu Protesten - das Bild zeigt einen Demonstranten, der eine israelische Flagge anzündet. Inzwischen gibt es wieder eine erste Annäherung zwischen den Staaten.

(Foto: afp)

Davutoglu und Ben-Elieser hätten bei dem geheim gehaltenen Treffen versucht, die Krise zwischen beiden Ländern zu überwinden, sagte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums vor Journalisten in Ankara. Einschätzungen zufolge fand das Treffen fand auf Druck der US-Regierung statt.

Bei dem Treffen forderte der türkische Außenminister den Angaben zufolge erneut eine offizielle Entschuldigung Israels für den Angriff auf die Gaza-Hilfsflotte. Darüber hinaus solle das Land Entschädigungen für die Opfer zahlen und die Blockade des Gazastreifens beenden.

Doch Israel ist offenbar weiterhin nicht zu Zugeständnissen bereit. "Dazu gibt es nichts Neues zu sagen", sagte der israelische Regierungssprecher Mark Regev.

Nicht überall stieß das Treffen auf Begeisterung: In Israel löste die Unterredung offenbar eine Vertrauenskrise zwischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und Außenminister Avigdor Lieberman aus.

Lieberman beschwerte sich den Angaben zufolge vehement, dass er von dem vertraulichen Gespräch nichts gewusst habe, während das Treffen von Regierungschef Netanjahu mit der US-Regierung koordiniert gewesen sei. Im israelischen Rundfunk bezeichnete Lieberman das Gespräch als Fehler und unvernünftig.

Auch Verteidigungsminister Ehud Barak und andere Regierungsvertreter seien eingeweiht worden. Dies sei eine Beleidigung der Normen akzeptablen Verhaltens und ein schwerer Schlag für das Vertrauen zwischen dem Außenminister und dem Ministerpräsidenten, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums.

Regierungssprecher Regev machte eine technische Panne dafür verantwortlich, dass Lieberman nicht informiert worden sei.

Unklar ist, wo das Annäherungstreffen zwischen den beiden Ministern stattfand. Nach türkischen Angaben sprachen die beiden Politiker in Brüssel miteinander. Nach Informationen israelischer Zeitungen war es Zürich.

Ein israelisches Spezialkommando hatte Ende Mai im Mittelmeer das türkische Passagierschiff Mavi Marmara mit mehr als 500 pro-palästinensischen Aktivisten an Bord gestürmt. Dabei waren neun Aktivisten getötet und mindestens 45 weitere verletzt worden. Israel wollte den Schiffskonvoi daran hindern, die Seeblockade vor dem Gazastreifen zu durchbrechen. Der Zwischenfall führte zur bislang größten Krise im Verhältnis der beiden strategischen Partner.

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