Luftangriff:Israel bombardiert Ziele im Gazastreifen

Israelischer Kampfjet - im Mai 2018 attackierte die israelische Luftwaffe verschiedene Ziele im Gazastreifen.

Die israelischen Streitkräfte attackierten mehrere Ziele im Gazastreifen.

(Foto: dpa)
  • Nach Maschinengewehrfeuer aus dem Gazastreifen hat Israels Luftwaffe mehrere Ziele bombardiert.
  • Dabei wurde eine Person verletzt.
  • Angesichts der Eskalation soll nun Ägypten zwischen beiden Seiten vermitteln.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Israel hat in der Nacht zum Donnerstag Angriffe auf Ziele im Norden des Gazastreifens geflogen. Es soll sich dabei nach Angaben der israelischen Armee um eine Militärbasis und eine Waffenfabrik der radikalislamischen Hamas gehandelt haben. Dem palästinensischem Gesundheitsministerium zufolge gab es einen Verletzten.

Die Luftschläge seien eine Reaktion auf Maschinengewehrfeuer, das zuvor mehrere Häuser in der israelischen Stadt Sderot getroffen habe, begründete die Armee das Vorgehen. Dabei entstand Sachschaden, verletzt wurde offenbar niemand. Laut einer Mitteilung der Stadt habe das Feuer eigentlich einem Armeeflugzeug gegolten, das zu dem Zeitpunkt über Sderot flog, das in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen liegt.

Die Lage entlang des Gazastreifens hat sich am Mittwoch weiter beruhigt, es gab nur wenige Demonstranten und keine Toten. Am Montag hatte aus Anlass des 70. Jahrestags der Staatsgründung Israels, der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem und des Gedenkens an die Vertreibung von Palästinensern heftige Auseinandersetzungen an der Grenze zum Gazastreifen gegeben. Mindestens 62 Menschen waren dabei von israelischen Soldaten an diesem Tag getötet worden. Rund hundert Menschen sind nach Angaben von Ärzten im Gazastreifen noch in einem kritischen Zustand, die Krankenhäuser sind überfüllt. Die Hamas lehnte ein Angebot Israels, medizinisches Material in den abgeriegelten Gazastreifen zu schicken, ab. Palästinenser würden nichts "von Mördern unseres Volkes" annehmen.

Ägypten soll zwischen beiden Seiten vermitteln

In einem TV-Interview erklärte der führende Hamas-Funktionär Salah Albardawil, dass 50 der 62 getöteten Menschen Hamas-Mitglieder gewesen seien. Der Islamische Dschihad gab an, dass drei ihrer Mitglieder unter den Toten seien. Beide Gruppen werden von der EU und den USA als Terrorgruppen bezeichnet.

Dass die Proteste abgeflaut seien, führt Israels Premierminister Benjamin Netanjahu auf das Vorgehen der Armee zurück. "Das geschah wegen der echten Bereitschaft und Entschlossenheit von Soldaten der israelischen Streitkräfte, unsere Grenzen zu schützen", sagte er bei der Eröffnung der Botschaft Guatemalas am Mittwoch. Guatemala ist das zweite Land nach den USA, das seinen Sitz von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt hat, Paraguay wird folgen.

Die Zahl der am Gazastreifen seit Beginn der Proteste vor sieben Wochen getöteten Menschen ist auf mehr als 117 gestiegen. Es mehren sich Meldungen, dass sich Ägypten eingeschaltet hat, um zu vermitteln. Ägypten sei mit beiden Seiten in Gesprächen, "damit dieses Blutvergießen aufhört", sagte Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Er hoffe, dass die Palästinenser aus Protest gegen die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem keine weiteren "Maßnahmen" ergriffen, die zu weiteren Opfern führen könnten. Zugleich hoffe er, dass die Israelis erkennen würden, dass die palästinensischen Reaktionen auf die US-Entscheidung "legitim" seien und Israel mit "größter Vorsicht mit dem Leben von Palästinensern" umgehe.

Israelischen Medienberichten zufolge soll Hamas-Führer Jania Sinwar eine Vereinbarung mit Ägypten geschlossen haben. Details wurden nicht bekannt. Zuvor hatte es bereits geheißen, die Hamas sei bereit, die Proteste zu stoppen, wenn die Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten gelockert werde. Israels Geheimdienstminister Israel Katz hat Ägyptens Beitrag zur Gewaltreduzierung im Gazastreifen gewürdigt.

Ägypten soll angeboten haben, den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen künftig an zehn Tagen im Monat offenzuhalten - das wäre doppelt so lange wie bisher. Damit soll die wirtschaftliche Lage im Gazastreifen verbessert werden. Israel hat auch den für Warenverkehr vorgesehenen Grenzübergang Kerem Shalom wieder geöffnet, obwohl dieser von Palästinensern bei Protesten am vergangenen Freitag schwer beschädigt worden war.

Nach Einschätzung von israelischen Experten dürften die Proteste am Freitag auf Geheiß der Hamas weniger heftig ausfallen. Die nächste große Demonstration wurde bereits von palästinensischer Seite für den 5. Juni, dem Jahrestag zum Beginn des Sechstagekriegs 1967, angekündigt.

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