Verfahren in Den Haag:"Botschaft des Terrors"

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Ein historischer Tag für den Libanon: In Den Haag hat der Prozess um den tödlichen Anschlag auf Rafik al-Hariri begonnen. Der Ankläger des Libanon-Sondertribunals geht davon aus, dass die Drahtzieher nicht alle Beweise vernichten konnten. Nur wenige Minuten vor Prozessbeginn ist in der libanesischen Stadt Hermel eine Bombe explodiert.

Bei einem Sprengstoffanschlag in der libanesischen Stadt Hermel, einer Hochburg der libanesischen Schiiten-Bewegung Hisbollah, sind am Donnerstag mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Lokale Medien berichteten unter Berufung auf das Rote Kreuz, mehr als 20 Menschen seien bei dem Anschlag vor einem Verwaltungsgebäude verletzt worden. Fernsehbilder zeigten ein Autowrack und aufsteigenden dichten Rauch. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

Kurz zuvor hat in Den Haag vor einem Sondertribunal zum Libanon der Prozesses gegen vier mutmaßliche Mörder des früheren libanesischen Regierungschefs Rafik al-Hariri begonnen. Die angeklagten Libanesen sind Mitglieder der Hisbollah, doch keiner von ihnen war zum Prozessauftakt anwesend - sie sind immer noch flüchtig. Es ist der erste Prozess eines internationalen Tribunals zu einem Terroranschlag.

"Es war ein bewusster und geplanter Terrorakt"

Die Anklage des Libanon-Sondertribunals in Den Haag will nachweisen, dass sie den Anschlag detailliert geplant, monatelang vorbereitet und ausgeführt haben. Den Drahtziehern des Anschlages sei es nicht gelungen, alle Beweise zu vernichten, hieß es. Chefankläger Farrell betonte bei der Eröffnung des Prozesses außerdem, der Anschlag habe den Libanon und die Welt zutiefst geschockt. "Sie wollten eine Botschaft des Terrors an den Libanon und seine Bevölkerung schicken", betonte er.

Hariris Sohn Saad al-Hariri war zum ersten Prozesstag angereist. Im Gespräch mit Angehörigen der anderen Anschlagsopfer sagte er: "Dies ist ein historischer Tag, der für die Gerechtigkeit im Libanon eine neue Seite aufschlägt."

Bei dem Anschlag im Februar 2005 detonierte eine Autobombe von bis zu 3000 Kilogramm TNT. Hariri und 22 weitere Menschen kamen ums Leben, darunter einer der mutmaßlichen Attentäter. Hunderte Menschen wurden verletzt. Am Tatort vor dem Beiruter St. George Hotel riss die Explosion einen riesigen Krater in die Erde. Die Hisbollah hat die Verantwortung für die Tat zurückgewiesen.

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