Vereinigte Staaten:Tiefe Gräben

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Mit einem Schweigemarsch erinnern Einwohner von Norfolk, Virginia, an die 144 Afroamerikaner, die in diesem Jahr bereits von Polizisten erschossen worden sind. (Foto: Kristen Zeis/AP)

US-Präsident Barack Obama bemüht sich um den Dialog zwischen Polizisten und Schwarzen. Es müsse noch viel getan werden.

Nach dem Tod zweier Afroamerikaner durch Polizeischüsse und der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas muss laut Präsident Barack Obama noch viel zur Überwindung der Gräben zwischen Polizei und Schwarzen in den USA getan werden. Die USA seien noch nicht so weit, dass sich Schwarze "sicher sein können, dass die Polizei sie gleich behandelt und ihnen mit Würde und Respekt begegnet", sagte Obama am Mittwochabend nach einem Treffen mit Bürgerrechtlern und Vertretern der Polizei. "Und wir sind auch noch nicht so weit, dass sich die Polizeibehörden auf allen Ebenen angemessen unterstützt fühlen", fügte er hinzu.

In Dallas hatte bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt am 7. Juli ein schwarzer Heckenschütze fünf Polizisten erschossen. Der Täter hatte angegeben, er sei wegen des Todes der zwei Schwarzen in den Tagen zuvor aufgebracht gewesen und habe weiße Polizisten töten wollen. DeRay Mckesson, einer der bekanntesten Aktivisten der Bewegung Black Lives Matter war am Wochenende bei Protesten in Baton Rouge festgenommen worden. In der Stadt im Bundesstaat Louisiana war der Afroamerikaner Alton Sterling vergangene Woche getötet worden. Dort reichten nun Bürgerrechtsorganisationen wegen des Vorgehens gegen Demonstranten Klage gegen die Polizei ein.

Nach dem Tod von Sterling sowie tags darauf von Philando Castile in Falcon Heights (Minnesota) durch Polizeikugeln gingen am Wochenende in zahlreichen Städten Tausende Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten. Allein in Baton Rouge wurden fast 200 Menschen festgenommen. Auch am Mittwochabend kam es zu Protesten gegen Polizeigewalt. In Minneapolis wurden nach Medienberichten 41 Menschen festgenommen.

Der 15-jährige Sohn von Sterling, Cameron, rief am Mittwoch zu friedlichen Protesten auf. "Alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, sollten zu einer vereinten Familie zusammenkommen". Nach einer Umfrage der New York Times und des Fernsehsenders CBS halten 69 Prozent der US-Amerikaner die Beziehungen zwischen den Ethnien für schlecht. Das sei der bisher höchste Wert während der Amtszeit von Obama. Etwa 60 Prozent der Befragten seien der Meinung, die Beziehungen zwischen den Ethnien verschlechterten sich.

© SZ vom 15.07.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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