Verbrechensbekämpfung:Per SMS vom Zivilisten zum Fahnder

"Bankraub, Polizei sucht zwei ca. 30jährige Männer ..." Mit Fahndungsmeldungen, die auf Handys gesendet werden, will Innenminister Schily Bürger zu Polizeihelfern machen. Das Bundeskriminalamt hofft insbesondere auf die Mitarbeit von Taxi- und anderen Berufskraftfahrern.

Bundesinnenminister Otto Schily hat am Sonntag in Berlin den Startschuss für die bundesweite Fahndung per SMS gegeben. Auf diese Weise will die Polizei in Zukunft mit einem ganzen Heer von zivilen Helfern nach Verbrechern und Vermissten fahnden. Jeder Bürger, der sich beim Bundeskriminalamt zu diesem Zweck registrieren lässt, erhält Fahndungsmeldungen der Polizei per Kurznachrichten auf das Mobiltelefon.

Damit bekämen die Beamten "ein vielversprechendes Instrument", sagte Schily in Berlin. Die Polizei setzt dabei auf die freiwillige Mitarbeit der Bevölkerung.

"Angesprochen", so heißt es beim BKA, "sind vorrangig die Bürgerinnen und Bürger, die sich berufsbedingt im öffentlichen Raum bewegen und im Rahmen dessen oftmals erheblich schneller als die Polizei hilfreiche Wahrnehmungen machen".

Dazu gehören beispielsweise Taxi-, Bus- und Straßenbahnfahrer oder Mitarbeiter der städtischen Ordnungsämter, auch Tankstellenmitarbeiter sind angesprochen. Registrieren können sich jedoch auch Vertreter anderer Berufsgruppen.

Damit die neu rekrutierten Fahnderhelfer sich jedoch nicht gleich für Hilfsscheriffs halten, informiert die Polizei bei der Registrierung darüber, dass man "im Rahmen der SMS-Fahndung keinerlei polizeiliche Befugnisse erhält".

Bankräuberbeschreibung in Sekundenschnelle

Die im Zuge einer Fahndung ausgewählten Berufsgruppen erhalten in Sekundenschnelle eine Kurznachricht auf ihr Handy, etwa mit der Beschreibung eines flüchtigen Bankräubers, eines geflohenen Häftlings oder eines vermissten Menschen.

Schily bezeichnete die SMS-Fahndung als "zusätzliche Möglichkeit, zielgerichtet und mulitmedial in der Öffentlichkeit nach Straftätern oder vermissten Personen zu fahnden".

Die SMS-Fahndung mittels einer vom Bundeskriminalamt (BKA) und einem externen Anbieter entwickelten Technologie stellt laut Schily "im internationalen Vergleich ein Novum" dar. Das BKA stehe im engen Kontakt zu in- und ausländischen Sicherheitsbehörden, die eine Nutzung dieser Technologie ebenfalls prüften.

Die Sofortfahndung per SMS wurde dem Ministerium zufolge seit September 2002 in bundesweit elf Polizeidienststellen getestet. Bereits im Probelauf erzielte die Polizei demnach beachtliche Ermittlungserfolge.

Die dazu entwickelte Kommunikationsplattform ermöglicht neben dem Versand von Bildern per Multimedia Messaging (MMS) auch die automatisierte Umwandlung von Text- in Sprachinformationen, sodass auch Autofahrer Fahndungsmeldungen ohne Zeitverzug empfangen können.

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