Venezuelas Oppositionsführer:"Dieses Land befindet sich im Krieg"

Der Konservative Henrique Capriles Radonski über die Verfehlungen des Chavismus, die Spaltung der Gesellschaft und seine Ambitionen auf das Präsidentenamt.

Interview von Boris Herrmann

Henrique Capriles Radonski, 42, ist einer der wenigen wichtigen Oppositionspolitiker Venezuelas, die sich derzeit auf freiem Fuß befinden. Er hat als Kandidat des konservativen Parteien-Bündnisses MUD zwei Präsidentschaftswahlen knapp verloren, 2012 gegen den inzwischen verstorbenen Hugo Chávez und 2013 gegen dessen Nachfolger Nicolás Maduro. Im Moment ist er Gouverneur des Bundesstaates Miranda, aber er hat den Traum vom Präsidentenpalast nicht aufgegeben. Für die zweite Jahreshälfte sind Parlamentswahlen anberaumt. Einen Termin gibt es noch nicht. Capriles ist trotzdem ständig im Wahlkampf, er reist durch Miranda und lässt sich für Sozialwohnungen feiern, die er mit seinem Budget als Gouverneur hat bauen lassen. An diesem Tag ist er in einem Dorf namens "Sector 11 de Julio" unterwegs, um das er sich besonders gerne kümmert, weil der 11. Juli sein Geburtstag ist. Capriles eröffnet dort einen Spielplatz und einen Basketballkäfig. Er verteilt Kekse und streichelt Kinderköpfe. "Habe ich meine Mission erfüllt?", "Jaaaaaa", ruft die versammelte Dorfgemeinde. Das Interview findet zwischen Steinen und Zementsäcken statt, in einem von Capriles' Sozialbauten. Es gibt kein Licht und kein Wasser, das Bad wird gerade gemauert. Eine fünfköpfige Familie ist trotzdem schon eingezogen.

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