Venezuela vs. Kolumbien:Chávez schwadroniert von Krieg

Venezuelas linkspopulistischer Präsident Chávez droht mit Mobilmachung - Auslöser ist offenbar ein Militärabkommen zwischen Kolumbien und den USA.

Nach der Unterzeichnung eines umstrittenen Militärabkommens zwischen den USA und Kolumbien hat Venezuelas Präsident Hugo Chávez zur Vorbereitung auf einen möglichen Krieg mit dem Nachbarland aufgerufen. Es sei die "Verantwortung aller", sich für einen Krieg zu rüsten, sagte Chávez am Sonntag in seiner wöchentlichen Fernsehsendung "Aló Presidente". Die Venezolaner seien bereit, ihr "heiliges Heimatland" zu verteidigen.

Präsident Hugo Chávez Venezuela AFP

Regiert Venezuela mit eiserner Hand: Präsident Hugo Chávez

(Foto: Foto: AFP)

"Sich darauf vorzubereiten, ist der beste Weg, den Krieg zu vermeiden", sagte Chávez in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache. Falls es zum bewaffneten Konflikt komme, "könnte sich dieser auf den ganzen Kontinent ausweiten". Nach einem neuerlichen Grenzzwischenfall in der vergangenen Woche hat Venezuela 15.000 Soldaten in die Grenzregion geschickt.

Kolumbien kündigte an, wegen der Aussagen von Chávez die Vereinten Nationen anzurufen. Nach "diesen Kriegsdrohungen der venezolanischen Regierung" solle sich die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und der UN-Sicherheitsrat mit dem Thema befassen, teilte die Regierung in Bogotá mit. Kolumbien habe nie eine "feindliche Geste" gegenüber der internationalen Gemeinschaft und Nachbarländern gezeigt.

Im Video:Venezuelas Präsident Hugo Chavez hat die Armee seines Landes aufgefordert, sich für einen bewaffneten Konflikt mit dem Nachbarn Kolumbien zu rüsten

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Washington und Bogotá hatten Ende Oktober ein Abkommen über die Nutzung kolumbianischer Militärbasen durch die US-Armee geschlossen. Die Vereinbarung erlaubt den US-Streitkräften für die nächsten zehn Jahre die Nutzung von mindestens sieben Stützpunkten in Kolumbien.

Nach US-Angaben sollen die Stützpunkte für den Kampf gegen Drogenhandel und Terrorismus genutzt werden. Die Pläne waren bei den linksgerichteten Regierungen der Nachbarländer Venezuela und Ecuador auf scharfe Ablehnung gestoßen. Sie werfen den USA vor, ihren Einfluss in Südamerika vergrößern zu wollen.

Diplomatische Beziehungen auf Eis

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Kolumbien und Venezuela liegen seit Ende Juli auf Eis. Die kolumbianische Regierung hatte sich beschwert, dass Waffen aus Venezuela in den Besitz der linksgerichteten Farc-Rebellen gelangt seien. Daraufhin zog Venezuelas Staatschef Hugo Chávez aus Protest gegen die Vorwürfe den Botschafter aus Bogotá ab.

Bereits im März vergangenen Jahres hatte Venezuela die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien vorübergehend ausgesetzt. Als Grund nannte Chávez den Angriff der kolumbianischen Armee auf ein Farc-Lager in Ecuador.

Die Politikwissenschaftlerin Elsa Cardoso, Expertin für internationale Beziehungen an der Zentraluniversität von Venezuela, sagte, die erhitzte Rhetorik von Chávez sei ein Versuch, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von den drängenden Problemen im eigenen Land abzulenken. Oppositionsführer Julio Borges rief Chávez zu Gesprächen mit Kolumbien auf.

Bereits in der vergangenen Woche meldete das Militär die Festnahme von 90 Kolumbianern. Die Männer und Frauen seien im Bundesstaat Barinas in drei Kleinbussen unterwegs gewesen und hätten keine Papiere bei sich gehabt, teilte der Chef der venezolanischen Nationalgarde in der Region, General Vladimir Padrino, im Fernsehen mit. Die staatliche Nachrichtenagentur ABN berichtete, es handele sich um kolumbianische Staatsangehörige.

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