Vatikan und Holocaust-Leugner:Offener Brief an den Papst

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In einem Entschuldigungsschreiben wenden sich drei der rehabilitierten Lefebvre-Traditionalisten an den Papst - und bitten um Vergebung für ihren Mitbruder Williamson.

Drei vom Papst rehabilitierte Lefebvre-Traditionalisten haben in einem öffentlichen Brief an das Kirchenoberhaupt um Verzeihung für die Leugnung des Holocaust durch ihren Mitbruder Richard Williamson gebeten.

Nach Berichten der italienischen Nachrichtenagentur Ansa vom Dienstagabend distanzierten sich die Anhänger des gestorbenen traditionalistischen Erzbischofs Marcel Lefebvre in dem Schreiben an Benedikt XVI. von den Äußerungen. "Wir bitten den Pontifex und alle gutwilligen Menschen um Vergebung für die dramatischen Folgen dieser Tat", heißt es demnach in dem von dem Leiter der Bruderschaft, Bernard Fellay, unterzeichneten Brief.

"Die Äußerungen von Herrn Williamson spiegeln in keiner Weise die Überzeugungen unserer Priesterbruderschaft wieder", daher sei ihm bis auf weiteres jede Art Kundgebung zu politischen oder historischen Fakten untersagt worden. Wie am Wochenende bekannt wurde, hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche am vergangenen Mittwoch die Exkommunikation der vier Traditionalisten nach 21 Jahren rückgängig gemacht.

Die Rehabilitierung Williamsons hatte weltweite eine Welle der Kritik - vor allem bei jüdischen Organisationen - ausgelöst. "Williamson hat nicht nur den Papst sondern uns alle beleidigt", kommentierte der Chef-Rabbiner von Mailand, Alfonso Arbib, das Entschuldigungsschreiben. "Es wäre allerdings mehr noch eine Stellungnahme der katholischen Kirche nötig", auch wenn er sicher sei, dass diese nicht den Holocaust leugne.

Der Oberrabbiner von Rom, Riccardo Di Segni, hingegen hielt das Schreiben für"zu weich im Hinblick auf die Sache", um die es ginge."Das Problem liegt darin, was die Priesterbrüderschaft eigentlich über eine Öffnung gegenüber dem Judentum denkt", erklärte Segni."Solange hier keine Klarheit geschaffen wird, bleibt die Problematik offen".

Gegen Williamson, der von Lefebvre 1988 zum Bischof geweiht worden war, ermittelt die Regensburger Staatsanwaltschaft wegen der Leugnung des Holocaust. Der Brite soll bei einem Besuch im Priesterseminar der Bruderschaft Pius X. in Zaitzkofen bei Regensburg und in einem schwedischen Fernsehinterview die Ermordung von sechs Millionen Juden in den Konzentrationslagern der Nazis abgestritten haben. Dort habe es keine Gaskammern gegeben, soll er gesagt haben.

Der Vatikan hatte die Kritik an der Rehabilitierung der vier traditionalistischen Bischöfe zurückgewiesen. Es sei bei der Exkommunikation ausschließlich darum gegangen, die Anhänger der Bruderschaft Pius X. wieder zu integrieren.

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