USA-Wahl:Donald Trump beschimpft Journalisten als "Lügner" und "schlechte Menschen"

Donald Trump

Während einer Pressekonferenz wird Donald Trump ausfallend.

(Foto: AP)

Sollte er ins Weiße Haus einziehen, dürfte sich der Ton deutlich verschärfen. Eine Pressekonferenz gibt einen Vorgeschmack.

Von Sacha Batthyany, Washington

Ausgerechnet ein Gorilla hat Donald Trump die Show gestohlen. Harambe, der Silberrücken aus dem Zoo in Cincinatti, der erschossen wurde, nachdem ein dreijähriger Bub ins Affengehege gefallen war, verdrängte den Präsidentschaftsbewerber der Republikaner am Memorial-Day-Wochenende aus den Schlagzeilen.

Doch jetzt meldete sich Donald Trump bei einer Pressekonferenz zurück, so wie es sich für ein Alphatier gehört: Er wurde laut, zornig und rot im Gesicht, und kritisierte so ziemlich alles, was sich ihm in den vergangenen Tagen in den Weg gestellt hatte.

Vor allem auf die Journalisten hatte er es abgesehen. Einen Korrespondenten des Fernsehsenders ABC bezeichnete er als "schmierig"; den konservativen Analysten William Kristol als "Verlierer", nachdem dieser etwas geheimnisvoll ankündigt hatte, dass bald ein dritter Kandidat ins Rennen um die Präsidentschaft einsteigen werde, "ein Unabhängiger" mit einem "beeindruckenden Team".

Trump gibt einen Vorgeschmack auf den künftigen Tonfall

Mit dem Finger auf die versammelte Politpresse zeigend, sprach Trump von Lügnern und "generell schlechten Menschen". Die Frage eines Reporters, ob das der Tonfall sei, mit dem er auch Pressekonferenzen im Weißen Haus führen wolle, sollte er im Herbst gewählt werden, beantwortete Trump mit: "Ja. Genau so wird es sein."

Falls einzelne Vertreter des republikanischen Establishments gehofft hatten, Trump würde weniger aggressiv auftreten, seine Wortwahl mäßigen und auf Beleidigungen verzichten, jetzt, da ihm die Nominierung sicher ist, dann wurden sie enttäuscht.

Der Immobilienspekulant hatte sich schon eine Woche zuvor mehrmals im Ton vergriffen. Weil ihm Susana Martinez, die republikanische Gouverneurin des Bundesstaats New Mexico, die Unterstützung verweigert, attackierte er sie heftig und bezeichnete sie als "unqualifiziert". Einen weiteren seiner Kritiker, Mitt Romney, verglich Trump mit einem "Pinguin", weil er "beim Gehen auch so watschelt".

Alle, die nicht applaudieren, sind Feinde

Vor allem aber zeigen Trumps Ausraster, wie dünnhäutig er ist und wie schlecht er Kritik verträgt. Gut und seriös sind Journalisten und Politiker demnach nur, wenn sie ihm applaudieren, alle anderen sind Feinde.

Dabei haben die Journalisten auf der Pressekonferenz Mitte der Woche lediglich ihre Arbeit getan und nachgefragt. Es ging um Zweifel an den Spendengeldern, die Trump Veteranengruppen zukommen lassen wollte. Insgesamt sechs Millionen Dollar, von denen aber, gemäß Recherchen der Washington Post, nicht alles ausbezahlt wurde. Trump reagierte barsch, hielt eine Kopie eines Schecks in die Luft und sprach von einer "Medienverschwörung" mit dem einzigen Ziel, ihm zu schaden.

Der Unternehmer steht auch für seine Trump University in Kritik, die er 2004 gegründet hat. Gonzalo Curiel, ein kalifornischer Richter, hat Dokumente einer Sammelklage freigegeben, die offenbar zeigen, dass es Trump wohl eher um hohe Einnahmen ging als um eine gute Ausbildung der Studenten.

Auf die Vorwürfe angesprochen, meinte Trump, Curiel, der Richter, sei "parteiisch", weil ihn Barack Obama eingesetzt habe. Außerdem sei er ein "Mexikaner", also voreingenommen, weil Trump bekanntlich eine Mauer zwischen den beiden Ländern errichten möchte. Auch an dieser Stelle zeigte sich Trumps Unwille zu differenzieren: Curiel hat hispanische Wurzeln, ist aber in den USA geboren.

Womöglich tragen die Journalisten an Trumps Aufstieg eine Mitschuld

Trump ist nicht der Einzige, der die amerikanische Presse kritisiert. Schelte kommt auch aus den eigenen Reihen, nur heißt es da, man habe nicht zu negativ, sondern erst zu spät und dann viel zu viel berichtet. "Was haben wir nur getan?", fragte das Politico-Magazin vor einigen Wochen. "Was ist unser Anteil am Aufstieg Donald Trumps?"

Wissenschaftler des Pew-Zentrums weisen darauf hin, dass Trump mehr mediale Aufmerksamkeit erhielt als alle anderen Kandidaten zusammen. Umfragen zeigen, dass 75 Prozent der Amerikaner finden, Trump sei zu oft in den Medien.

"Keine Frage, dass Donald Trump die dominierende Geschichte in diesem Jahr war", sagt Thomas Burr, Präsident des National Press Club. Burr spricht von einer mehrheitlich ausgewogenen Berichterstattung und sieht keinen Grund für übertriebene Selbstvorwürfe an die eigene Zunft. Mit Blick auf Trump aber sagt er: "Wer mit einer freien Presse nicht umgehen kann, ist im falschen Land."

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