USA:Versuch der Annäherung

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US-Präsident Barack Obama besucht die Golfstaaten - und versucht die verärgerten Verbündeten dort wieder zu besänftigen. Das Atom-Abkommen mit der Regionalmacht Iran belastet das Verhältnis aber offenbar nachhaltig.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

US-Präsident Barack Obama hat am Donnerstag hohen Repräsentanten der sechs im Golfkooperationsrat vertretenen Länder Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait, Katar, Bahrain und Oman die Unterstützung der USA versichert, sowohl bei der Eindämmung Irans als auch im Kampf gegen den Terrorismus. Niemand habe ein Interesse an einem Konflikt mit Iran, sagte er, nahm aber laut der New York Times frühere Äußerungen nicht zurück, Saudi-Arabien und die anderen Golfstaaten müssten zu einer Koexistenz mit Iran in der Region finden. Konkret vereinbarten die USA und die Golfstaaten engere Zusammenarbeit bei der Abwehr gegen ballistische Raketen und Cyber-Attacken. Iran hatte jüngst solche Raketen getestet und selbst erste Einheiten des offenkundig nun von Russland gelieferten modernen Luftabwehrsystems S-300 bei einer Militärparade in Teheran gezeigt.

Das Verhältnis der USA vor allem zu Saudi-Arabien ist belastet, seit die USA und die anderen UN-Vetomächte im Sommer 2015 das Atomabkommen mit Iran geschlossen haben. Obama sagte nun, die Differenzen würden übertrieben dargestellt. Doch kam es laut New York Times am Mittwoch bei einem zweistündigen Gespräch des Präsidenten mit dem saudischen König Salman zu keiner substanziellen Annäherung. Riad hofft auf bessere Beziehungen zu Obamas Nachfolger oder Nachfolgerin. Themen der Beratungen war neben dem Verhältnis zu Iran der Kampf gegen den Terrorismus sowie Syrien, Libyen und Jemen. Obama traf auch den Kronprinzen von Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin Zayed al-Nahyan. Während Washington und die Golfstaaten in vielen Fragen in den Zielen übereinstimmen, sind sie oft unterschiedlicher Meinung über Mittel und Wege.

Während die USA den Dialog mit Iran pflegen, versucht Saudi-Arabien den Rivalen in der Region zu isolieren und sieht das Atomabkommen als großen Fehler. Es belohne aggressives Verhalten und verschaffe Iran Einnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe, die es einsetzen werde, um regionalen Ambitionen zu finanzieren. Allerdings ist der Golfkooperationsrat in dieser Frage kein einheitlicher Block. Vor allem das vom ibaditischen Islam geprägte Sultanat Oman folgt der Haltung der sunnitischen Führungsmacht Saudi-Arabien nicht. Die Emirate und Katar unterhalten zumindest gute Wirtschaftsbeziehungen zu Iran.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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