USA und Russland:Wer ist die Anwältin, mit der sich Trump Jr. traf?

Natalia Veselnitskaya

Die Anwältin Weselnizkaja vertritt in den USA einen bekannten russischen Geschäftsmann und machte 2016 Lobbyarbeit für eine Aufhebung der "Magnitsky-Gesetze".

(Foto: AP)

Der Sohn des US-Präsidenten sagt, Natalia Weselnizkaja habe über russische Waisenkinder sprechen wollen. Das eigentliche Ziel des heiklen Treffens dürfte ein anderes gewesen sein.

Von Julian Hans, Moskau

Wie Donald Trumps ältester Sohn Donald Jr. und Schwiegersohn Jared Kushner auf die Idee kamen, diese Frau könnte kompromittierende Informationen über das Clinton-Lager beschaffen? Natalja Weselnizkaja meint, das wisse sie selbst nicht so genau. "Vielleicht haben sie sich das einfach so sehr gewünscht", sagte sie dem US-Sender NBC. Für die russische Regierung habe sie jedenfalls nie gearbeitet.

Das mag formell stimmen. Weselnizkaja hat 1998 die Staatliche Juristische Kutafin-Universität abgeschlossen. Ihre Kanzlei Kamerton Consulting sitzt in einem wenig prestigeträchtigen Bürohochhaus am Moskauer Autobahnring und vertritt vor allem Mandanten im Umland der Hauptstadt. Privat sind die Verbindungen allerdings enger. Weselnizkaja war mit einem ehemaligen Vize-Verkehrsminister verheiratet. Zum Zeitpunkt des Treffens mit den Trump-Mitarbeitern verteidigte sie den Sohn des stellvertretenden Chefs der Russischen Eisenbahn, Denis Kazyw, vor einem New Yorker Gericht.

Der Staatsanwalt von Manhattan, Preet Bharara, beschuldigte Kazyw, über seine auf Zypern registrierte Firma Prevezon Holdings Ltd. 14 Millionen Dollar gewaschen zu haben. Dabei handle es sich um einen Teil jener 230 Millionen, die im sogenannten Magnitskij-Fall durch einen Steuerbetrug aus dem russischen Haushalt gestohlen wurden.

Die Anwältin habe über russische Waisenkinder sprechen wollen

Der Steuer-Anwalt Sergej Magnitskij hatte den Betrug aufgedeckt, wurde selbst verhaftet und starb 2009 in einem Moskauer Gefängnis mit Spuren starker Misshandlung am ganzen Körper. Magnitskijs Arbeitgeber, der britisch-amerikanische Investor William Browder, startete daraufhin eine Kampagne gegen die mutmaßlichen Beteiligten.

2012 verabschiedete der US-Kongress das Magnitskij-Gesetz, das deren Vermögen einfriert und die Einreise in die USA verwehrt. Moskau reagierte erbost und verbot im Gegenzug Amerikanern die Adoption russischer Waisenkinder. Trump der Jüngere sagte nun aus, die Anwältin habe mit ihnen über russische Waisenkinder sprechen wollen. Das erscheint also durchaus plausibel. Das eigentliche Ziel von Weselnizkaja dürfte aber gewesen sein, das in Moskau verhasste Magnitskij-Gesetz loszuwerden. Oder zumindest auszuloten, welche Chancen dafür unter einem Präsident Trump bestünden.

Für dieses Ziel hatte Weselnizkaja ihrerseits eine PR-Kampagne gestartet. Zentrales Element war ein Film über den Fall Magnitskij, der die Anschuldigungen gegen die russischen Behörden in Zweifel stellt. Vier Tage nach dem Treffen mit Trump Jr. zeigte sie den Film im Washingtoner Medien-Museum Newseum. Eine Aufführung im Europäischen Parlament wurde im letzten Moment abgesagt. Im Geldwäsche-Fall erzielte die Anwältin einen Teilerfolg: Im Mai stellte das Gericht das Verfahren gegen eine Zahlung von sechs Millionen Dollar ein. Präsident Trump hatte den Staatsanwalt Bharara im März entlassen. Sein Nachfolger stimmte dem Deal zu.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: