USA und Russland:Rauchzeichen über San Francisco

USA und Russland: Schwarzer Rauch steigt aus dem Kamin des russischen Konsulats in San Francisco.

Schwarzer Rauch steigt aus dem Kamin des russischen Konsulats in San Francisco.

(Foto: AP)

Im diplomatischen Clinch zwischen Russland und den USA muss Moskau seine Vertretung in San Francisco räumen, eine milde Form der Vergeltung. Weshalb ein Kaminfeuer im Konsulat besondere Beachtung erfährt.

Kommentar von Hubert Wetzel

Der Kamin brennt - trotz Gluthitze. Über dem russischen Konsulat in San Francisco stieg am Freitag schwarzer Rauch auf. Anrufer schlugen Alarm, mehrere Einsatzwagen rückten aus. Ein Löscheinsatz sei aber nicht notwendig gewesen, sagte die Sprecherin der Feuerwehr. Kein Brand, sondern ein Kaminfeuer. Bei 35 Grad.

In den Lokalmedien wurde deshalb darüber spekuliert, was wohl in dem Schornstein verbrannt wurde. "Nicht nur Papier", schrieb ein KCBS-Reporter auf Twitter. Der Rauch sei schwarz und beißend gewesen. Das Gebäude steht im diplomatischen Streit zwischen Moskau und Washington kurz vor der Räumung. Russland muss auf Anweisung der US-Regierung sein Konsulat in San Francisco schließen, das älteste und eines der größten in den Vereinigten Staaten. Das ist unpraktisch für russische Touristen, die in Kalifornien Ärger haben. Sie müssen künftig nach Seattle oder Houston fahren, um diplomatische Hilfe zu erlangen. Und es ist unpraktisch für den russischen Geheimdienst, der seine Spionage im Silicon Valley von San Francisco aus steuerte.

Offiziell ist die erzwungene Konsulatsschließung eine Vergeltungsmaßnahme. Der Kreml hatte die USA angewiesen, sein Botschaftspersonal in Russland um 755 Personen zu reduzieren - eine spektakuläre Reaktion darauf, dass der Kongress neue Sanktionen wegen Moskaus Aggression in der Ukraine und der Einmischung in die amerikanische Wahl verhängt hatte. Nun reagierte Washington auf diese Reaktion, wie es in der Diplomatie üblich ist.

Tatsächlich aber ist die amerikanische Antwort eher ein Friedensangebot. Sie ist exakt abgewogen und so dosiert, dass sie gerade das nötige Minimum an Strafe erfüllt, ohne Moskau weiter zu provozieren. Die Botschaft ist: Washington will den Streit mit Russland nicht anheizen. Das kann man begrüßen. Zweifelhaft ist hingegen, dass diese Zurückhaltung Russlands Politik beeinflusst. Die Kampagne des Kreml zur Destabilisierung der USA und Westeuropas läuft weiter. Sie wird von Moskau aus befehligt, nicht von San Francisco.

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