USA:Trumps Krieg gegen Medien und Moderatoren

USA: 2007 war Donald Trump bei einer Wrestling-Show (o.). Eine bearbeitete Version der Aufnahmen von damals verbreitet er heute als US-Präsident

2007 war Donald Trump bei einer Wrestling-Show (o.). Eine bearbeitete Version der Aufnahmen von damals verbreitet er heute als US-Präsident

(Foto: Getty/Twitter/AP)

Eigentlich müsste sich der US-Präsident auf den G-20-Gipfel vorbereiten. Stattdessen verbreitet er via Twitter ein CNN-Prügel-Video von sich - und macht seine Mitarbeiter damit hoch nervös.

Von Hubert Wetzel, Washington

Es ist ja nicht so, dass der Präsident der Vereinigten Staaten derzeit nichts Wichtiges zu tun hätte. Er könnte sich zum Beispiel ein bisschen auf das erste Treffen mit dem russischen Kollegen Wladimir Putin vorbereiten, das Ende der Woche in Hamburg stattfinden soll; oder auf die anderen Gespräche, die er beim G-20-Gipfel führen wird. Auch in der Innenpolitik müsste es eigentlich irgendwas geben, um das der Regierungschef sich kümmern könnte, ein Steuersenkungsgesetz etwa oder die Rücknahme einer weiteren Umweltschutzrichtlinie.

Doch Donald Trump führt lieber Krieg. Nicht wirklich natürlich, aber die wütenden Salven, die er momentan auf verschiedene Medien und Moderatoren abfeuert, erreichen langsam ein militärisches Niveau. Erst vorige Woche hatte er Mika Brzezinski aufs Korn genommen, eine liberale Journalistin beim Fernsender MSNBC, die zusammen mit ihrem konservativen Partner Joe Scarborough die politische Talkshow "Morning Joe" moderiert. Brzezinski sei "dumm wie ein Stein" und habe ihn zudem einmal besuchen wollen, als sie wegen einer Gesichtsoperation "stark geblutet" habe, twitterte Trump.

Am Wochenende legte er dann gegen den Nachrichtensender CNN nach - ein Lieblingsziel der politischen Rechten in den USA. Ebenfalls auf Twitter verbreitete Trump ein altes Video von sich, in dem er auf einen Mann losgeht und diesen verprügelt. Über das Gesicht des Opfers dieser Attacke war in dem kurzen Filmchen ein CNN-Logo montiert.

Das Video ist seit Längerem bekannt. Es stammt aus dem Jahr 2007 und wurde bei einer Wrestling-Veranstaltung aufgenommen. Der Show- und Geschäftsmann Trump war damals ein großer Fan und Gönner dieser gestellten Ringkämpfe, die in den USA ein Millionenpublikum erreichen. Auch seine Prügelei mit dem Wrestling-Funktionär Vince McMahon, die auf dem Video zu sehen ist, war arrangiert, niemand wurde dabei verletzt.

Das Weiße Haus spielt alles herunter

Ein Trump-Fan, der für aggressive, zuweilen rassistische Fotomontagen bekannt ist, hat das Video in den vergangenen Tagen bearbeitet, das CNN-Logo hineinkopiert und es dann auf der Internetseite Reddit veröffentlicht. Dort hat Trump es offenbar gefunden und über sein Twitter-Konto in die Welt hinausgepustet - zur sichtlichen Freude vieler seiner Anhänger: Das Video wurde hunderttausendfach geteilt und gelobt.

Die Empörung ließ nicht lange auf sich warten. CNN wertete das Video als Aufruf des Präsidenten der Vereinigten Staaten, mit Gewalt gegen kritische Journalisten vorzugehen. Der Sender werde sich dadurch aber nicht von seiner Arbeit abhalten lassen, hieß es in einer Stellungnahme. Auch andere Medienvertreter und etliche demokratische Politiker verurteilten das Video scharf. Es könne dazu führen, dass militante Trump-Anhänger sich zu Gewalttaten gegen Reporter ermutigt und berechtigt fühlen, so die Kritik.

Das Weiße Haus versuchte hingegen, den Vorfall herunterzuspielen und den Präsidenten in Schutz zu nehmen. Trump habe nur auf die unfaire Berichterstattung durch CNN und andere Medien reagiert, hieß es. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand das als Drohung sehen wird", sagte Trumps Berater für innere Sicherheit, Tom Bossert, in einem Interview. Dann schob er nach: "Ich hoffe es jedenfalls."

Trumps Amwälte werden immer wieder nervös

In Wahrheit haben die meisten Mitarbeiter im Weißen Haus freilich längst die Nase voll von den undisziplinierten, beleidigenden und oft politisch enorm schädlichen Twitter-Anfällen ihres Chefs. Jedesmal, wenn Trump sich über die FBI-Ermittlungen zu den Kontakten zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland echauffiert, werden seine Anwälte nervös, ob der Präsident da etwas hinausposaunt, das ihn selbst belasten könnte. Wenn Trump wieder mal Frauen beleidigt, fragen sich seine Mitarbeiter, wie das wohl bei jenen moderaten republikanischen Senatorinnen ankommt, deren Stimmen der Präsident für seine Gesetze braucht.

Trump kennt solche Zweifel nicht. Er fühlt sich von den Medien - mit Ausnahme des Senders Fox News - verfolgt. Und er genießt es, unter dem Jubel seiner Anhänger hart zurückzuschlagen. "Ich bin Präsident, ihr nicht", hielt er den Medien am Wochenende höhnisch vor.

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