USA:Trump wird Präsident

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Die Kampagne von Trump-Gegnern hat nicht gefruchtet: Die große Mehrheit der US-Wahlleute spricht sich klar für den umstrittenen Republikaner als Präsident aus. Allerdings gab es seit 1808 nicht mehr so viele Abweichler.

Es war die letzte Hoffnung der Trump-Gegner, aber sie zerrann erwartungsgemäß. Mit klarer Mehrheit haben sich amerikanischen Wahlleute für Donald Trump als US-Präsidenten ausgesprochen. Aber die Zahl der Abweichler ist historisch - auf beiden Seiten. Der 70-Jährige Immobilienunternehmer erreichte bei den landesweiten Abstimmungen aller Bundesstaaten am Montag deutlich mehr als die nötige Mehrheit von 270 Stimmen. Trump war aus der Abstimmung am 8. November als Sieger hervorgegangen. Das Volk wählt den US-Präsidenten nur indirekt, entscheidend sind die Wahlleute.

Trumps Gegner hatten auf den Montag die vage Hoffnung gegründet, unter den Republikanern könnten sich ausreichend Abtrünnige finden. Für Trump votierten aber 304 Wahlleute - deutlich mehr als nötig, aber zwei weniger als es dem Ergebnis des 8. November entsprochen hätte. Für die Demokratin Hillary Clinton votierten 224 Wahlleute, das sind vier weniger als ihrem ursprünglichen Ergebnis gemäß.

Ein Abweichler stimmte für Ohios Gouverneur John Kasich, einer für den Libertären Ron Paul, drei für Ex-Außenminister Colin Powell und einer für Faith Spotted Eagle, einen Sioux und Umweltaktivisten. Abweichungen wie diese sind im Electoral College, dem Gremium der Wahlleute, äußerst selten. Seit vielen Jahrzehnten ist im Schnitt nicht mehr als ein Wahlmann vom ursprünglichen Ergebnis abgewichen. Sechs Abweichler gab es zuletzt 1808.

Trump äußerte sich am Abend in einer Mitteilung hocherfreut. Er verband den Dank an seine Wähler mit neuen Angriffen auf eine angeblich falsche Berichterstattung der Medien. Er verbreitete außerdem weiter die Behauptung, in einem "Erdrutsch" gewonnen zu haben. Tatsächlich ist sein Ergebnis bei den Wahlleuten eines der schlechtesten der vergangenen zehn Wahlen. Bei der Gesamtzahl aller Stimmen liegt er 2,8 Millionen hinter Clinton.

Angesichts einer Präsidentschaft Trumps zeigten sich in einer Umfrage des Senders NBC und des Wall Street Journal 54 Prozent der Befragten unsicher oder besorgt. Bei Barack Obama hatten 34 Prozent entsprechende Sorgen geäußert, bei George W. Bush waren es 41 gewesen.

Das Ergebnis der Wahlleute soll offiziell am 6. Januar im US-Kongress verkündet werden. Trump wird dann am 20. Januar im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Washington zum 45. Präsidenten der USA vereidigt werden. Eine Entscheidung gegen Trump wäre am Montag nur theoretisch möglich gewesen. Dazu hätten mindestens 37 Wahlleute gegen das Wahlergebnis ihres Bundesstaates votieren müssen. Die meisten Wahlleute sind von den Gesetzen der Bundesstaaten und vom Regelwerk ihrer Partei in unterschiedlicher Strenge dem Wahlergebnis verpflichtet.

In vielen Staaten wurde die Abstimmung der Wahlleute von Anti-Trump-Protesten begleitet. Interessengruppen hatten versucht, die Wahlleute davon zu überzeugen, den umstrittenen Unternehmer im letzten Moment zu stoppen. Fünf Millionen Menschen unterzeichneten eine entsprechende Online-Petition. Neben Clintons Führung bei der Zahl der Stimmen führten Trumps Gegner Erkenntnisse der Geheimdienste an, wonach Russland die Wahl im Sinne des Republikaners beeinflusst habe. Dies müsse vor einer Abstimmung untersucht werden.

© SZ vom 21.12.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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