USA: Team von Obama:Der Vollstrecker an seiner Seite

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Robert Gibbs, der Berater mit starkem Einfluss auf Obama, wird Sprecher des neugewählten Präsidenten.

Reymer Klüver

Washington- Wenn er will, kann Robert Gibbs ziemlich lange und lustig über die Vorzüge von Südstaatlern im Allgemeinen oder die Wichtigkeit des College- Footballs für die Wohlfahrt der Nation im Besonderen räsonieren. Doch eines sollte man dabei nie vergessen: Der 37-Jährige aus Alabama hört auch dann nie auf, daran zu denken, welche Botschaft er gerade vermitteln will. Und die ließ sich in den vergangenen vier Jahren mit einem Namen zusammenfassen: Barack Obama. Nun soll der Sprecher des Präsidentschaftskandidaten auch Sprecher des Präsidenten Obama werden, wie mehrere US-Zeitungen melden.

(Foto: Foto: Reuters)

Gibbs zählt seit längerem zum engsten Umfeld Obamas. Er stieß 2004 ins Wahlkampfteam des Demokraten, der sich damals um den Sitz von Illinois im US-Senat bewarb. Bald war er sein ständiger Berater. Obama nennt ihn gerne scherzhaft seine "ein Personen-Fokusgruppe für die Südstaaten". Nach Einschätzung der New York Times hat seither kein Berater mehr Zeit mit Obama verbracht als Gibbs.

Die Berufung von Gibbs dürfte von vielen Leuten in den US-Medien mit gemischten Gefühlen aufgenommen werden. Auf der einen Seite ist Gibbs zwar mitunter etwas schroff im Tonfall, aber im Wahlkampf eigentlich stets zugänglich gewesen. Auf der anderen Seite gilt er als "enforcer", als "Vollstrecker". Vor allem auf die zahllosen persönlichen Attacken im Wahlkampf auf Obama reagierte Gibbs stets sofort und aggressiv: Als der rechte Fernsehmoderator Sean Hannity ihm die Kontakte Obamas zu einem einstigen linken Terroristen vorhielt, warf Gibbs kurzerhand Hannity vor, sich mit einem bekannten Anti-Semiten gemein gemacht zu haben.

Gibbs war es, der im Lauf des Wahlkampfs immer mehr den direkten Zugang der Medien zu Obama einschränkte. Zumindest einmal, im vergangenen Juni, hat er die damals bereits ständig Obama begleitenden Reporter bewusst in die Irre geleitet: Er ließ sie im Wahlkampfjet Obamas warten, während der Bewerber nach seinem Sieg in den Vorwahlen zum Versöhnungstreffen mit Hillary Clinton zusammenkam - ohne wartende Journalisten vor der Tür. Das kam nicht gut an bei den Medien.

Gibbs hat sein Leben lang eigentlich nichts anderes gemacht, als Politik zu verkaufen. Nach dem Politikstudium an der North Carolina State University war er bereits mit 26 Sprecher eines demokratischen Kongressabgeordneten, sammelte Erfahrungen als Mitarbeiter in Wahlkämpfen von drei Senatoren und stieg 2003 zum Sprecher im Wahlkampfteam des demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry auf. Dort schied er jedoch im Streit und landete auf Umwegen in Obamas Mannschaft.

© SZ vom 10.11.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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