USA:Washington D.C. will 51. Staat der USA werden

USA: Warum nicht ein Sternchen mehr auf der Flagge? Die Einwohner von Washington D. C. wollen endlich in einem Staat leben.

Warum nicht ein Sternchen mehr auf der Flagge? Die Einwohner von Washington D. C. wollen endlich in einem Staat leben.

(Foto: AFP)

Sie zahlen Steuern, aber im Kongress haben die Einwohner der US-Hauptstadt keine Stimme. Nun will der "District" endlich zum Staat aufgewertet werden. Sogar Namen sind schon im Gespräch.

Von Nicolas Richter

Wer nach Washington zieht, sollte auf das Kleingedruckte achten: Hier lebt man zwar in der Hauptstadt der freien Welt, genießt aber nicht einmal Grundzüge der Demokratie. Man erkennt es spätestens daran, dass auf jedem Nummernschild ein Warnhinweis steht: "Taxation Without Representation". Vorsicht, man zahlt hier zwar Steuern, ist aber in keinem Parlament vertreten.

Der Slogan stammt aus dem 18. Jahrhundert und endet eigentlich so: "Besteuerung ohne Vertretung ist Tyrannei." Als solche empfand man damals in Amerika die Herrschaft der Briten, und deswegen verjagte man sie.

Ausgerechnet in der Hauptstadt aber hat sich dieses Unrecht gehalten. In den USA entsenden laut Verfassung nur Staaten ihre Volksvertreter in den Kongress. Washington aber liegt in keinem Staat, sondern in einer Art Sonderverwaltungszone, dem "District of Columbia", auch "DC" genannt oder "District".

Warum nicht "New Columbia"?

Die Bewohner zahlen zwar Steuern, aber im US-Repräsentantenhaus sind sie bloß mit einer Gesandten ohne Stimmrecht vertreten, und im Senat gar nicht. Das ist ein solch eklatanter Mangel an Demokratie, dass ihn die Vereinten Nationen gerügt haben.

Jetzt unternimmt die Hauptstadt einen neuen Versuch, ein Staat zu werden. Ein Verfassungskonvent hat bereits stattgefunden, er hat die Bürger via E-Mail, Twitter und Skype angehört und ein Grundgesetz entworfen. Das letzte Mal ist so etwas vor 56 Jahren vorgekommen, als Hawaii zum 50. US-Staat aufstieg. In Washington hat die zuständige Kommission nun auch einen Namen für den neuen Staat vorgeschlagen: "New Columbia". Es wäre der 51. Staat der USA.

Der Name stammt noch von einem der früheren Versuche, zum Staat befördert zu werden und würde vom alten Namen immerhin das "Columbia" behalten. Columbia ist eine alte, eher dichterische Bezeichnung für die USA, abgeleitet vom Entdecker Christopher Columbus.

Mehr Einwohner als Vermont

Nicht jedem gefällt dieser Name, manche erinnert er zu sehr an das Unrecht, das die Eroberer Amerikas den Ureinwohnern angetan haben. Ein weiterer Nachteil: Die Abkürzung, NC, wird schon von North Carolina benutzt. Als mögliche Namen haben die Hauptstädter also auch "Potomac", oder "Anacostia" vorgeschlagen, nach den benachbarten Flüssen.

Aber die Menschen im Distrikt müssen sich eigentlich ganz andere Sorgen machen. Sollten sie im November ihre Verfassung billigen, würde der Distrikt einen Antrag auf Staatlichkeit im US-Kongress stellen und dort auf harten Widerstand treffen. Im Moment beherrschen die Republikaner beide Kammern im US-Kongress, und sie würden gegen ihr eigenes Interesse handeln, wenn sie die Hauptstadt zum Staat machten.

Washington nämlich wählt immer die Demokraten. Sollte der neue Staat wie jeder andere zwei Sitze im Senat bekommen, könnte sich dort die Machtbalance ändern. Folglich möchte die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton das Ansinnen im Weißen Haus befürworten, ihr republikanischer Rivale Donald Trump eher nicht.

Die Gegner der Staatlichkeit haben oft damit argumentiert, Washington habe schlicht zu wenig Einwohner. Aber inzwischen leben und arbeiten im "District" mehr Menschen als etwa in Wyoming oder Vermont.

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