USA:Schwarzer erschossen

Erneut stirbt ein schwarzer Amerikaner durch Schüsse der Polizei. Ein Jahr nach dem Tod des Teenagers Michael Brown kommt nun ein 19-Jähriger in Texas ums Leben. In vielen US-Städten wird gegen Polizeiwillkür demonstriert.

Von Sacha Batthyany, Washington

Ein Jahr nach den tödlichen Schüssen eines weißen Polizisten auf den schwarzen Teenager Michael Brown ist in Texas erneut ein unbewaffneter junger Schwarzer von einem Polizisten erschossen worden. In Arlington, einem Vorort von Dallas, ist der 19 Jahre alte Christian Taylor zunächst mit seinem Auto in das Schaufenster eines Autohändlers gefahren. Es gibt Fotos, die ihn zeigen, wie er auf dem Kofferraum eines der Autos steht. Als zwei Polizisten eintrafen, habe Taylor deren Rufen nicht Folge geleistet und zu fliehen versucht, sagte der Polizeichef von Arlington, Will Johnson. Dann kam es zu den tödlichen Schüssen. Einer der Polizisten befand sich noch in der Ausbildung.

Polizeichef Johnson versprach eine transparente Aufklärung des Falls. In den nächsten Tagen würden das Überwachungsvideo, der Polizeifunk und die Anrufe bei der Polizei veröffentlicht. Nach Behördenangaben wurde der 49 Jahre alte Schütze Brad Miller, der erst seit September 2014 bei der Polizei in Arlington ist, routinemäßig vom Dienst suspendiert. Er war von seinem Ausbilder, einem erfahrenen Polizisten, begleitet worden. Dieser habe bei der Auseinandersetzung einen Taser, ein Elektroschockgerät, eingesetzt.

Das Opfer Taylor war gemäß seinen Einträgen auf Facebook und Twitter ein Anhänger der Black-Lives-Matter-Bewegung. Diese ist 2013 entstanden und machte zunächst auf das rassistische und diskriminierende Vorgehen der Polizei in den USA aufmerksam. Mittlerweile kämpft sie auch gegen Lohndiskriminierung bei Schwarzen. Taylor twitterte vor einem Jahr, er fühle sich von der Polizei nicht geschützt, noch vor wenigen Wochen schrieb er: "Ich möchte nicht jung sterben."

Taylors Tod fällt fast exakt auf den Jahrestag des vielleicht bekanntesten Falles von Polizeigewalt in den USA. Vor einem Jahr erschoss der Polizist Darren Wilson in der Kleinstadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri den unbewaffneten Teenager Brown. Dieser Fall gilt seitdem als Symbol für die Gewalt gegen Schwarze und deren Diskriminierung. In vielen amerikanischen Städten kam es damals zu Protesten und Gewalt. In Ferguson, aber auch in anderen Orten der USA gab es an diesem Wochenende Proteste und Märsche gegen die Polizeiwillkür. Demonstranten hielten Schilder hoch, auf denen stand: "Bitte hört auf, uns zu töten". Sie kündigten an, künftig an jedem Jahrestag vier Minuten lang zu schweigen. Sie wollen so daran erinnern, dass der tote Michael Brown viereinhalb Stunden auf der Straße lag, bevor der Leichnam schließlich weggebracht wurde.

An der Spitze der Polizei in Ferguson steht nun ein Afroamerikaner, auch der Richter ist ein Schwarzer. Trotzdem bleibt die Bevölkerung noch immer skeptisch. "Rassismus ist so tief verankert", sagte Claire McCaskill, die demokratische Senatorin des Bundesstaates, da reiche es nicht aus, ein paar Leute auszuwechseln. "Es ist der Anfang eines Prozesses, der Jahre dauert." Nach einem Bericht der Washington Post sind allein in diesem Jahr 24 unbewaffnete Schwarze von weißen Polizisten getötet worden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: