USA:Rückzug der Vernunft

Es ist klug, dass Bloomberg nicht bei der Wahl antritt.

Von Hubert Wetzel

Es mangelt im amerikanischen Wahlkampf ja an vielem, aber nicht an Kandidaten. Zwei bei den Demokraten, vier bei den Republikanern - das müsste reichen, um einen Präsidenten zu ermitteln. Insofern ist es doch etwas überraschend, dass jetzt ein Kandidat, von dem man bisher nicht mal wusste, dass er Kandidat war, seine Kandidatur für beendet erklärt hat: Michael Bloomberg, Milliardär und Ex-Bürgermeister von New York, will nun doch nicht als Parteiloser bei der Präsidentschaftswahl antreten.

Das ist ein so weiser Entschluss, wie eine Kandidatur dumm gewesen wäre. Angeblich - so behauptet er - wurde Bloomberg von allen Seiten geradezu bekniet, in den Ring zu steigen, um als vernünftiger Mann der Mitte den Einzug eines linken oder rechten Extremisten ins Weiße Haus zu verhindern. In Wahrheit freilich hätte ein dritter, etwas linkslastiger Kandidat wie Bloomberg geradezu garantiert, dass der Republikaner gewinnt, weil er das demokratische Lager gespalten hätte. Offenbar hat nun auch Bloomberg durch den dicken Nebel seiner Eitelkeit einen Blick auf diese Realität erhascht und erkannt, dass er nicht als derjenige in die Geschichte eingehen will, der Donald Trump oder Ted Cruz zur Macht verholfen hat.

Bloomberg hat in den letzten Jahren viele Millionen in den Kampf gegen den Waffenwahn in Amerika gesteckt. Da sind sie weit besser angelegt als in einem Wahlkampf, der nur den Falschen hilft.

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