USA: Republikaner:Sarah Palin - eine Frau will nach ganz oben

Sarah Palin ist oft gestolpert, bleibt aber Liebling ihrer Partei. Die US-Republikanerin hört in Alaska auf - und gilt schon als Kandidatin fürs Präsidentenamt.

Reymer Klüver

Sie kam zur Parade zu Amerikas Unabhängigkeitstag am Samstag im sonnigen Juneau. Die Organisatorin des fröhlichen Umzugs hatte für sie ein Kabrio bereit gehalten, mit dem sie wie im vergangenen Jahr durch die Straßen von Alaskas Hauptstadt hätte kutschiert werden sollen. Das Fahrzeug aber blieb unbenutzt. Denn Sarah Palin zog es diesmal vor, irgendwo am Straßenrand aufzutauchen und dem Festzug zuzuschauen - ohne die Veranstalter zu unterrichten.

USA: Republikaner: Sprunghaft und unberechenbar: die ehemalige Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin.

Sprunghaft und unberechenbar: die ehemalige Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin.

(Foto: Foto: AFP)

Es ist dieselbe Sprunghaftigkeit und Unberechenbarkeit, mit der sie am Freitag aus heiterem Himmel in ihrem Heimatort Wasilla ihren Rücktritt als Gouverneurin von Alaska verkündet hatte - nach gerade einmal zweieinhalb Jahren im Amt und in einer offenkundig improvisierten Erklärung. In der schwankte sie zwischen Selbstlob ihren Leistungen als Gouverneurin, einer Rechtfertigung für ihre Rücktritts-Entscheidung und scharfen Angriffen auf ihre Gegner, vor allem derjenigen Medien, von denen sie sich geradezu verfolgt fühlt.

Die republikanischen Parteistrategen irritiert diese Sprunghaftigkeit, seitdem Präsidentschaftskandidat John McCain die heute 45-jährige Palin vor zehn Monaten überraschend als seine potentielle Stellvertreterin nominiert und sie damit aus der Abgeschiedenheit Alaskas auf die nationale Bühne katapultiert hatte.

Als couragierte Hockey Mom zog sie funkenschlagend in den Wahlkampf. Sie hatte das, was ihm abging: Sie sprach frisch, frech, unverblümt konservativen Klartext, war über Nacht Darling der rechten Parteibasis mit ihrem Bekenntnis zu christlichen Werten, niedrigen Steuern und dem Recht aller Amerikaner, Waffen zu tragen.

Auch als sie im Laufe des Wahlkampfs wiederholt stolperte, Unerfahrenheit und mangelnde Sachkenntnis offenbarte, tat das ihrer Beliebtheit bei den sogenannten sozial Konservativen in der Partei keinen Abbruch.

Das Rätsel über die wahren Gründe für den Donnerschlag vom Freitag allerdings bleibt. Hat sie, wie sie in ihrer haspeligen Erklärung andeutete, schlicht genug von dem Getöse und den Anfeindungen? Die sind nicht weniger geworden seit der Wahlniederlage Anfang November. Gibt es gar unbekannte Verstrickungen? Spekulationen sind es, die offenbar so sehr an die Nerven gingen, dass ihr Anwalt am Wochenende allen mit gerichtlichen Schritten drohte, sollte derartiges weiter verbreitet werden.

Oder handelt es sich hier um einen klugen Schachzug, mit dem sie eine Präsidentschaftskandidatur 2012 vorbereitet? Es gehe ihr um "das Land", schrieb Palin am Samstag auf ihrer Facebook-Seite. Indem sie sich all ihrer Verpflichtungen in Alaska entledigt, könnte sie sich tatsächlich den Freiraum verschaffen, ihre Verbindungen im Rest der USA zu stärken und ihr öffentliches Image zu justieren. Einen Vertrag für eine Autobiographie hat sie bereits unterschrieben.

Mit den Honoraren für ihre Redeauftritte wird sie innerhalb weniger Wochen mehr verdienen können als in einem Jahr als Gouverneurin. Sie ist zweifellos eine der bekanntesten politischen Figuren, die Amerikas Republikaner gegenwärtig aufbieten können - wenn auch eine der umstrittensten.

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