USA:Obamas Schüler

Donald Trump leiht sich zentrale Thesen seiner außenpolitischen Vorstellungen bei Barack Obama.

Von Hubert Wetzel

Wer hätte gedacht, dass Donald Trump die Kernpassagen seiner außenpolitischen Doktrin - sofern man seine etwas wirren Äußerungen zu dem Thema so nennen möchte - ausgerechnet bei Barack Obama abgeschrieben hat? Doch genau so ist es.

"Ich habe zugeschaut, wie wir Schulen im Irak gebaut haben, und sie wurden in die Luft gesprengt. Dann haben wir noch eine Schule im Irak gebaut, und diese wurde ebenfalls in die Luft gesprengt. Dann haben wir eine dritte Schule gebaut. Aber wir können keine Schule in Brooklyn bauen", klagt Trump in einem Gespräch mit der Washington Post. Lieber daheim Schulen bauen als in irgendwelchen hasserfüllten, fernen Ländern - das ist genau das, was Obama als "nationbuilding at home" bezeichnet. Amerika könne sich nicht mehr um jedes Übel in der Welt kümmern, sondern müsse erst einmal die Probleme zu Hause beseitigen.

Nach dem gescheiterten Interventionisten George W. Bush wandten sich die Amerikaner dem vorsichtigen - zuweilen zu vorsichtigen - Realisten Obama zu. Nun führt bei den Republikanern ein Kandidat, der noch weiter geht und eine isolationistische Außenpolitik befürwortet. Eine Mehrheit der US-Bürger ist es offensichtlich leid, Geld und Blut für die Rolle als Weltmacht zu bezahlen. Eine Welt ohne Amerika - es wird genügend Leute geben, die darüber jubeln. Sie werden sich noch wundern.

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